Erste Erfahrungen mit LED-Beleuchtung bei Spaltenschildkröten

Seit etwa einem Jahr pflege ich 3 Spaltenschildkröten, Malacochersus tornieri, in einem Terrarium von 2 m x 1 m. Bisher hatte ich als Beleuchtung 2 HQI-Lampen je 70 Watt und 2 Lucky Reptile Bright Sun UV Desert je 70 Watt in Betrieb. Während der Trockenzeit von Mai/Juni bis September sind die HQI-Lampen geschaltet von 6 – 20 Uhr und die Bright Sun von 9 – 15 Uhr, während der simulierten Regenzeit von Oktober bis April/Mai werden die HQI-Lampen ca. 1 Stunde kürzer geschaltet. Gerade Spaltenschildkröten benötigen durch ihre Herkunft aus Ostafrika besonders helles Licht, um aktiv zu sein.

Zwei Dinge haben mich nun veranlasst, als Beleuchtung statt HQI-Lampen LED-Leuchtmittel auszuprobieren. Zum einen erfuhr ich, dass im EU-Parlament beschlossen wurde, den Verkauf von HQI-Leuchtmitteln ab 2017 zu unterbinden, nachdem bereits der Verkauf von HQL-Leuchtmitteln 2015 untersagt wurde. Zum anderen hat Lucky Reptile neu im Handel eingeführt Lucky Reptile LED Sun Spot 15 Watt. Hier musste ich allerdings feststellen, dass diese LED-Leuchte überall im Handel ausverkauft war, so dass ich sie nicht testen konnte.

Viele Halter von Schildkröten oder anderen Reptilien stehen der Verwendung von LED-Lampen kritisch gegenüber, auch auf mich traf diese Feststellung bisher zu. Im häuslichen Bereich empfinden wir Menschen das LED-Licht oftmals als sehr kalt, obwohl es inzwischen auch LED-Leuchtmittel mit warmweißer Farbtemperatur gibt. Im Wohnbereich bevorzugen wir deshalb eher den Bereich zwischen 2700k (Kelvin) und 3000k. Dagegen entspricht der Bereich zwischen 4000k und 6000k eher dem natürlichen Tageslicht und wird eher im Arbeitsbereich verwendet. Hier bleibt allerdings die Frage offen, wie sehen das die Reptilienaugen, die ja im Gegensatz zum Menschen auch UVA als Farbe wahrnehmen können. Dennoch wird in der Terraristik für die Beleuchtung eine Farbtemperatur von 4000k – 6000k empfohlen. Daneben spielt natürlich auch eine möglichst hohe Lichtintensität eine Rolle, der Lichtstrom in Lumen. Dieser Wert sollte möglichst hoch sein. Dem trägt Lucky Reptile Rechnung, die LED Sun Spot 15 Watt erzeugt laut Hersteller 5000 Kelvin und 1100 Lumen.

Bei meiner Suche nach einem entsprechenden Leuchtmitel fiel dann meine Wahl auf eine LED-Leuchte mit 30 Watt (entspricht etwa einer Glühbirne mit 200 Watt), 6000k und 2400 Lumen. Sie hat einen Abstrahlwinkel von 150°, hier könnte man eventuell durch einen Reflektorschirm das Licht noch mehr nach unten bündeln. Etwas überrascht war ich doch von den Maßen des Leuchtmittels, das eine beachtliche Größe aufweist, siehe Abb. 2.

Abb. 1 LED-Leuchtmittel Auswahl
Abb. 1 LED-Leuchtmittel Auswahl
Abb. 2 LED-Leuchtmittel Maße
Abb. 2 LED-Leuchtmittel Maße

Abb. 3 zeigt die Licht-Situation nach Ersetzen der rechten HQI-Lampe durch diese neue LED-Leuchte. Abb. 4 und 5 zeigen zum Vergleich einmal die rechte und einmal die linke Seite. Da ich das HQI-Leuchtmittel schon sehr lange benutze und darauf keine Angaben zur Farbtemperatur zu finden sind, kann ich nur nach subjektivem Eindruck vermuten, dass diese im warmweißen Bereich bei 2700 – 3000k liegt.

Abb. 3 Gesamtansicht der Beleuchtung im Terrarium
Abb. 3 Gesamtansicht der Beleuchtung im Terrarium

 

Abb. 4 Rechte Seite mit LED
Abb. 4 Rechte Seite mit LED

 

Abb. 5 Linke Seite mit HQI
Abb. 5 Linke Seite mit HQI

Nach nunmehr einer Woche mit halbseitiger LED-Beleuchtung zeigen meine Spaltenschildkröten, nach meinem subjektiven Eindruck, mehr Aktivität als vorher. Ich werde nun auch die zweite HQI-Lampe durch eine solche LED-Lampe ersetzen.

Abb. 6 Aktive Spaltenschildkröte
Abb. 6 Aktive Spaltenschildkröte

 

Abb. 7 Aktive Spaltenschildkröte
Abb. 7 Aktive Spaltenschildkröte

 

Abb. 8 Zwei weitere Spaltenschildkröten
Abb. 8 Zwei weitere Spaltenschildkröten

Eines zeigt sich aber immer wieder: Trifft durch ein Fenster ein Sonnenstrahl auf das Terrarium, so suchen die Schildkröten diesen auf und nicht mehr den Strahl welcher Lampe auch immer. Das gleiche Verhalten kann man auch bei Europäischen Landschildkröten draußen im Frühbeet oder Gewächshaus beobachten. Keine noch so hochwertige Lampe kann auch nur annähernd mit dem natürlichen Sonnenlicht konkurrieren.

Wer sich eingehender mit diesem komplexen Thema beschäftigen möchte, der findet dazu mehrere Artikel unter anderem in TERRARIA/Elaphe 5/2012: Das richtige Licht.

 

Text und Fotos: Ricarda Schramm

7 Kommentare


  1. Sehr überzeugender Artikel, vielen Dank dafür. Eine Freundin von mir ist auch großer Fan von Schildkröten und hate mir kürzlich erzählt, dass sie auch einen Bericht gelesen hatte, wo stand, dass LED-Beleuchtung eigentlich sehr gut für Reptilien sind. Toll, dass ihr die gleiche Meinung teilt.


  2. Hallo Barbara,

    aha, das ist etwas anderes.
    Allerdings müsste man dann die Länge von 144,9 cm und 22 Watt nehmen, um auf etwa 2200 Lumen zu kommen, die sich dann aber auf die gesamte Länge verteilen. Also müsste ich hier auch 2 solche Röhren einbauen, um etwa dieselbe Lichtausbeute zu bekommen wie bei meinen 2 LED-Leuchtmitteln.

    Grüße

    Ricarda


  3. Hallo Klaus,

    Du hast natürlich recht, dass HQI-Lampen mehr Lumen haben. Deshalb hatte ich diese ja auch in Betrieb. Allerdings waren sie schon recht alt und wahrscheinlich warmweiß, sprich 2700 – 3000k. Der entscheidende Punkt war nun das bevorstehende Verbot der HQI-Leuchtmittel durch die EU. Also musste ich eine andere Alternative finden. Die von Barbara erwähnten Leuchtstoffröhren sind eben keine LED, sondern auch Metalldampf-Lampen, die ich kurz ausprobiert hatte, aber mit der Lichtausbeute nicht zufrieden war. Meine Suche beschränkte sich deshalb auf LED mit möglichst viel Lumen.
    Meiner Meinung nach liegt nun mit den neuen LED-Leuchtmitteln der Hauptunterschied in der Farbtemperatur von 6000k. Das Licht wird eben vom Reptilienauge anders wahrgenommen als von unseren Augen.

    Grüße

    Ricarda


  4. Hallo Ricarda,

    frische HQI-Brenner haben um die 6500 Lumen. Wie es mit einer LED-Lampe, die 2400 Lumen aufweist, im Austausch dann heller werden soll, erschließt sich mir nicht.
    Unser Auge lässt sich da schnell täuschen. Da müsste schon Messtechnik her.
    Von den Werten der Lampen her, fehlen Dir bei einem Ersatz der HQI-Lampe durch die LED-Lampe rund 60% Lichtmenge.

    Viele Grüße

    Klaus


  5. Hallo Ricarda,

    sehr interessanter und guter Artikel. Ich kann deine Erfahrung bestätigen. Ich halte seit 2013 Spaltenschildkröten und habe vor einem Jahr die Beleuchtung durch zwei LED Röhren von Lucky Reptile ergänzt und stellte sofort fest, dass die Tiere deutlich aktiver waren.

    Barbara


  6. Hallo Ricarda, vielen Dank für den interessanten Beitrag! :-) Bin auch gerade dabei meine Beleuchtung für die nicht-schlafenden Arten umzustellen und bin ebenfalls auf das genannte LED-Leuchtmittel gestoßen. Das Licht wirkt sehr hell und natürlich, auch wenn man es erst nicht denkt. Liebe Grüße, Tobi

    Bestellen kann man das LED-Leuchtmittel übrigens hier: http://www.amazon.de/gp/product/B00QOWSUG4/ref=as_li_tl?ie=UTF8&camp=1638&creative=19454&creativeASIN=B00QOWSUG4&linkCode=as2&tag=trade0d54-21

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