Von Ricarda Schramm
In Teil 1 eröffneten wir eine Diskussion über Sinn und Unsinn bei der Verwendung von Kalkschotter in Schildkrötengehegen. Lutz Prauser zeigte im 2. Teil die Bodenbeschaffenheit in natürlichen Lebensräumen. Nun möchte ich im 3. Teil aufzeigen, wie die Umsetzung aus dem Blick auf die Natur in unsere Gehegegestaltung im heimischen Garten einfließen kann. Denn genau hier liegt schon der erste und mit wichtigste Punkt: Bei der Planung und Gestaltung von Freigehegen sollte man immer das Bild der Gegebenheiten im Habitat vor Augen haben und versuchen, sich soweit wie möglich daran zu orientieren – im Kleinen ein Abbild schaffen.
Die Natur ist immer bestrebt, freie Flächen möglichst schnell zu bedecken. Das ist sinnvoll, wirkt es doch Erosion und Auswaschung entgegen. Deshalb wird man in naturbelassenen Arealen niemals sterile Flächen wie in japanischen Gärten oder chinesischer Feng Shui Gestaltung mit geharkten Kiesflächen finden. Innerhalb kürzester Zeit siedeln sich Pflanzen an. Wenn jemand einen solchen künstlichen Garten mag, dann soll er sich daran erfreuen, aber bitte nicht als Schildkrötengehege. Unsere Schildkröten meiden nach Möglichkeit instinktiv größere freie Flächen, die zu wenig Schutz bieten.
Was bewirkt Kalkschotter in der Natur?
- Auch unter der Erdoberfläche befindet sich natürlicherweise Kalkschotter, nicht nur oberirdisch. Bei starken Regenfällen wird so das Wasser rasch abgeleitet, die Oberfläche trocknet schneller wieder ab. Reine Grasflächen halten sehr lange die Feuchtigkeit.
- Jurakalk, wie er meist in den Habitaten vorkommt, ist eher weich, porös und wird vom Regen ausgewaschen. Dadurch entsteht eine kalkreiche Erde, dort wachsende Pflanzen nehmen den Kalk auf, der dann wiederum gleich beim Fressen der Futterpflanzen den Schildkröten zur Verfügung steht.
- Auf dem kargen, steinigen, trockenen Boden wachsen die Futterpflanzen sehr langsam, enthalten dadurch sehr viel mehr wertvolle Ballaststoffe als diejenigen auf fetten Wiesen in unseren Breiten.
- Auf dem rauen, steinigen Boden werden beim Laufen ganz natürlich die Krallen der Schildkröten kurz gehalten.
- Auch inmitten stark bewachsener Areale mit Buschvegetation finden sich immer wieder steinige Inseln mit Schotter und größeren Steinen, die sich in der Morgen-Sonne schnell aufheizen. Diese werden gezielt von den dort lebenden Schildkröten zum Aufwärmen aufgesucht. Wolfgang Wegehaupt bezeichnet sie treffend als „Wärme-Inseln“. Grasflächen bleiben kühl.

Was bedeutet das nun für die Gestaltung unserer Schildkröten-Gehege?
- Besonders lehmige Böden tiefgründiger mit Schotter und Sand vermischern und dadurch abmagern.
- Oberirdisch nicht großflächig Schotter ausbringen, sondern Inseln in dichter bewachsenen Bereichen anlegen.
- Größere Steine einbringen, Steinhaufen, kleine Höhlen zwischen den Steinen einbauen.
- Mit Totholz und Wurzeln auflockern.
- Kleinere Büsche auch in diese Schotterbereiche einpflanzen.
- Und dann noch mit ein wenig Samen Futterpflanzen direkt in den Schotterinseln ansiedeln. Diese Pflanzen werden auch hier dann langsamer wachsen, mehr Ballaststoffe enthalten und im Sommer dürr und trocken werden, wie es in den Mittelmeerländern im Sommer auch der Fall ist.

Sicher wird das frisch angelegte Gehege am Anfang immer noch etwas nach Feng Shui aussehen, aber das ändert sich sehr schnell.


Innerhalb von ein paar Monaten breitet sich Grün aus, mit der Zeit sorgen abgestorbene Pflanzenteile usw. dafür, dass sich eine Humusschicht zwischen den Steinen bildet, und am Ende ist sogar wieder das leidige Entfernen von Gras angesagt, weil sonst bald nichts mehr von den Schotterinseln zu sehen ist.









Die neuesten Fotos von 2015 zeigen deutlich, dass ich in meinen Freigehegen den Kampf gegen das Gras wieder aufnehmen muss.







Text und Fotos: Ricarda Schramm. Alle Rechte bei der Autorin.
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Interessant, dass sich auch unterhalb der Erdoberfläche natürlicherweise Kalkschotter befindet. Ich wusste nicht, dass das gut ist für Schildkröten. Gut, dass ich weiß, woher ich Schotter kriegen kann. Danke für die Tipps!
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Ich finde es eine gute Idee, kleinere Büsche im Schildkröten-Gehege einzupflanzen. Ich möchte eine solche Anlage in meinem neuen Garten bauen und lese gerne zum Thema, um Tipps zu sammeln. Dein Beitrag hat mir schon ein paar gute Ideen angeboten. Danke!
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Eine sehr schöne Idee, dass man mit Schotter ein Gehege gestalten kann für die Schildkröten! Mit Kies und Schotter kann man generell viele tolle Sachen gestalten im eigenen Garten. Als ich mich im Internet nach einer Seite informieren wollte, auf der ich Kies und Schotter kaufen kann, bin ich dabei auf folgendes Unternehmen gestoßen: https://www.urschitzgmbh.at/kiesgrube/
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Hallo Ricarda,
sehr guter Bericht und sehr schöne Bilder deines
Freigeheges! Dein Gehege ist soweit wie Möglich wie im natürlichen Habitat angelegt und sieht meiner Meinung nach auch viel Besser aus als ein aufgeräumtes Gehege.
Gruß Andreas