Manche Halter Europäischer Landschildkröten zählen jetzt schon die Tage. Bald ist es geschafft, die schildkrötenlose Zeit vorbei, unsere gepanzerten Lieblinge erwachen aus der Winterstarre. Und sie bringen bald unermesslichen Hunger mit.
Höchste Zeit also, jetzt schon an Futterpflanzen zu denken. Im Februar ist die beste Zeit, im Haus auf der Fensterbank Wildkräutersamen in Kästen zu säen und vorzuziehen, um sie im März ins Gehege auszupflanzen oder direkt zu verfüttern. Hierzu verwendet man auf jeden Fall möglichst ungedüngte Erde oder Anzuchterde, die ganz wenig Dünger nur enthält. Denn die Keimlinge und Jungpflänzchen vertragen zum einen keine höheren Konzentrationen an Dünger, zum anderen wollen wir ja auch unseren Schildkröten keine gedüngten Futterpflanzen zumuten.

Nicht alle Wildkräutersamen eigenen sich zum Vorziehen. Hier wählt man solche Arten, die besonders zuverlässig, schnell und leicht keimen und für die Frühjahrsaussaat geeignet sind. Einige Beispiele: Acker-Senf, Gänsedistel, Hirtentäschel, Hohlzahn, Klatschmohn, Klee, Knoblauchsrauke, Kompass-Lattich, Löwenzahn, Luzerne, Malven, Rainkohl, Ringelblume, Stockrose, Vogelmiere, Sommer-Saatwicke, auch speziell zusammengestellte Mischungen bieten sich an.
Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Wildkräuter Lichtkeimer, deshalb müssen die Samen, anders als bei Kulturpflanzen, nur auf die Oberfläche der Erde gestreut und angedrückt werden, also nicht mit Erde bedecken.

Dabei muss auch auf möglichst dünne Aussaat geachtet werden, damit sich alle Pflänzchen auch gut entwickeln können. Nun besprüht man die Samen mit einer Sprühflasche, gegossen wird nur von unten in einen Untersetzer, damit die Samen nicht wegschwemmen. Die Keimdauer ist recht unterschiedlich bei den einzelnen Arten, die ersten Keimlinge werden schon nach etwa einer Woche erscheinen, andere brauchen mehrere Wochen.

Während der ganzen Zeit ist es wichtig, die Erde gleichmäßig feucht zu halten. Besonders gut eignet sich als Standort natürlich ein Südfenster, möglichst viel Licht, allerdings kann es dann bei Sonneneinstrahlung auch nötig sein, die Jungpflänzchen etwas zu schattieren, um sie vor dem Verbrennen zu schützen.
Wenn im März/April die Pflänzchen direkt in das Freigehege gepflanzt werden, empfiehlt es sich, diese zunächst eine Zeitlang vor den hungrigen Schildkröten zu schützen, bis sie eine gewisse Größe erreicht haben. Entweder trennt man dazu einen ganzen Bereich des Geheges ab oder man umgibt die Jungpflanzen mit Drahtgitter, Rasenkante, PET-Schneckensperre oder Beton-Pflanzringen oder entfernt einfach den Boden eines Kunststoffblumentopfes, stülpt diesen über die Pflanze und drückt den unteren Rand etwas in die Erde.

Text und Fotos: Ricarda Schramm. Alle Rechte bei der Autorin
Bezugsquelle für Samen: http://www.tartaruga-verlag.de/wilde-samen.html