Das Grauen hat einen Namen: Wegschnecken – Teil 3

Das Grauen hat einen Namen: Wegschnecken – Teil 1 – TESTUDOWELT
Das Grauen hat einen Namen: Wegschnecken – Teil 2 – TESTUDOWELT
Das Grauen hat einen Namen: Wegschnecken – Teil 3 – TESTUDOWELT

Wegschnecken – wer kennt sie nicht und wer fühlt sich nicht von ihnen belästigt, gestört, angeekelt. Wer macht sich nicht Sorgen um seine Pflanzen im Blumen- oder Gemüsebeet, wer hat nicht Bedenken, wenn seine Europäischen Landschildkröten mit Herzenslust in eine Schnecke hineinbeißen und die herunterschlingen?
In den beiden vorangegangenen Teilen ging es um das grundsätzliche Problem, das Spanische Wegschnecken für Europäische Landschildkröten darstellen (Teil 1) sowie um einen Überblick, wie man der Schneckenplage auf humane, tierfreundliche Art, Herr werden kann (Teil 2).

Nun hat, wie in der Ankündigung dieses abschließenden Teils bereits zu lesen war, die menschliche Phantasie wenig Grenzen, wie man diesen Wegschnecken den Garaus machen kann. Viele dieser Methoden, die ich im Nachfolgenden aufliste, mag man grausam finden oder zumindest eklig. Das Resultat aber ist immer das Gleiche: Die betroffene Schnecke ist am Ende tot. Ob die eine oder die andere Art dabei grausamer, qualvoller ist, darüber wird viel in Gärtner- wie auch Schildkrötenforen diskutiert und gestritten. Letztlich muss jeder selbst entscheiden, ob er den Kampf gegen die Schneckenplage aufnimmt, in dem er die Schnecken umbringt oder nicht – und wenn er sich dafür entscheidet, wie er das macht… oder machen lässt.

3. Die „drastischen“ Methoden 
In diese Gruppe sortiere ich alle Methoden ein, deren Ziel es ist, die Zahl der Schnecken im Garten bzw. Gehege zu dezimieren, in dem man sie tötet, ganz gleich, welcher Hilfsmittel man sich bedient.

3.1. Ansiedlung von Fressfeindens
Neben den Europäischen Landschildkröten gibt es eine Vielzahl an Tieren, die Schnecken gerne fressen. Dazu gehören Laufenten, Igel, heimische Schlangenarten, Blindschleichen und größere Amphibien wie Kröten. Bedauerlicherweise gehören die Spanischen Wegschnecken jedoch nicht unbedingt zu den bevorzugten Beutetieren. Diese Schneckenart breitet sich bei uns erst seit den 1970er Jahren rasant aus, als nichtheimische Art fehlt es an Fressfeinden. Der Schleim, den die Schnecken absondern ist äußerst bitter und dürfte einer der Gründe sein, warum diese Schnecken nur sehr selten gefressen werden. Und damit schließt sich der Kreis: Da es an Fressfeinden fehlt, bzw. diese nicht so zahlreich sind, kann sich die Spanische Wegschnecke immer weiter ausbreiten.
Natürlich ist es schön, diese Tiere zur Schneckenbekämpfung mit einzusetzen, aber bei näherer Betrachtung relativiert sich diese Option doch etwas, nicht zuletzt deshalb, da die Schnecken nicht zu den begehrtesten Beutetieren gehören:
Igel kommen zumindest in die Gehege nicht hinein. Ist ein Schildkrötengehege für Schildkröten ausbruchsicher, dann ist es auch für Igel einbruchsicher. Igel können also nur im „Rest“garten tätig werden. Man kann Igel nicht aktiv einsetzen, sich also nur darüber freuen, wenn mal zufällig einer vorbeikommt und doch die eine oder andere Schnecke frisst.
Heimische Würgeschlangen, Blindschleichen oder andere Echsen im Gehege anzusiedeln ist ein schwieriges Unterfangen. Einigen Haltern ist es allerdings gelungen. Es ist nach geltendem Gesetz verboten, Schlangen der Natur zu entnehmen und im eigenen Garten anzusiedeln. Sie müssen schon von alleine kommen, sind aber auch kein nachhaltig wirksames „Mittel“ gegen die Schneckenplage.
• Von Erdkröten in Schildkrötengehegen wird auch immer wieder berichtet. Doch ist ihre Anwesenheit eher ein Grund, die Gehegebedingungen zu überprüfen. Erdkröten lieben es eher kühl und feucht, was nicht gerade den Haltungsanforderungen für Schildkröten entspricht. Auch die heimischen Amphibien sind nicht gerade begeisterte Jäger der spanischen Wegschnecke, obwohl sie sie immer wieder mal erbeuten.

• Geradewegs als Wunderwaffe im Kampf werden Tigerschnegel angesehen – sie fressen, so landläufig die Meinung Wegschnecken, zumindest aber deren Eier. Tigerschnegel sind aber in erster Linie ebenfalls auf Pilze, totes Pflanzenmaterial und Grünpflanzen aus, sie sind nicht die „Schneckeneier-Fressmaschinen“, die viele gern in ihnen sähen. Zudem ist ihre Populationsdichte bei weitem nicht so groß, dass sie für Wegschnecken eine echte Bedrohung darstellen würden, selbst wenn sie gelegentlich deren Gelege fressen. Mehr hier.

3.2. Laufenten
Indische Laufenten, auch Flaschenenten genannt, gelten als Wunderwaffe im Kampf gegen Wegschnecken. Sie scheinen die einzigen Tiere zu sein, die die Weichtiere mit großer Leidenschaft fressen. Daher hat die Haltung von Laufenten in Europa den vergangenen Jahren stark zugenommen. Viele Besitzer dieser Enten gehen sogar noch einen Schritt weiter: Sie verleihen bzw. vermieten Enten als biologische Schneckenbekämpfer tageweise. Online lassen sich schnell Halter finden, die einem für eine gewisse Zeit die Enten in den Garten stellen.
Selbst Laufenten anzuschaffen will natürlich wohl überlegt sein, aber das gilt ja bekanntlich bei allen Heimtieren. Einen ersten Einblick über die Haltungsvoraussetzungen kann man sich sicher im Netz verschaffen.
Ob der temporäre Einsatz von  Laufenten wirkungsvoll ist, ob also die gemieteten Tiere der Plage Herr werden, bleibt zu bezweifeln. Das hängt zum Einen vom Appetit der Tiere ab, zum anderen davon, wie viele Schnecken sich während der Zeit, in der man die Enten im Garten hat, überhaupt aus ihren Verstecken kommen. Ich selbst kann wenig dazu sagen. Ein Nachbar hält Laufenten, vermietet diese aber nicht sondern lässt sie nur hin und wieder im Garten eines anderen Nachbarn auf Jagd geben. Von nachhaltiger Wirkung aber lässt sich da nicht sprechen.

3.3. Die Schnecken selbst töten
Die drastischste Art, sich der Schnecken zu erwehren ist, die Tiere zu töten. Dazu gibt es die verschiedensten Techniken und Empfehlungen im Netz. Viele davon werden auch unter Tierschutzaspekten online heftig und zum Teil sehr emotional erörtert. In der Summe lautet die Frage: Welche Tötungsart mag für die Schnecken die am wenigsten qualvolle sein.
Die Varianten

  • Schnecken mit Salz bestreuen
  • Bierfallen aufstellen
  •  Schnecken mit kochendem Wasser übergießen
  • Schnecken absammeln und in verschlossenen Plastikbeuteln in den Müll schmeißen
  • Schnecken absammeln und in den Gulli/Kanal oder ein Gewässer werfen
  • Schnecken auf die Straße werfen, damit sie von vorbeifahrenden Autos überfahren werden
  • Schnecken mit Gartenscheren durchschneiden oder mit einer Hacke oder einem Spaten töten

Welche Art dabei bevorzugt werden sollte, weil sie vielleicht weniger qualvoll für die Wegschnecke ist, muss jeder selbst entscheiden. Effizient sind sie alle, so lange man es schafft, den Großteil der Schnecken zu erwischen. Das Durchtrennen der Schnecken lockt im Übrigen weitere Artgenossen an (bzw. aus ihren Verstecken hervor), die dann das tote Tier fressen. Oft wird daher deshalb davon abgeraten. Mit dem Durchtrennen der Schnecken würde man die Plage nur zu vergrößern, weil man nur noch mehr Tiere anlockt. Das aber berücksichtigt nicht, dass Schnecken, die man so anlockt, ja bereits vorhanden sind und man sie nur aus ihren Verstecken rauslockt. Konsequenterweise muss man diese dann eben auch töten.

3.4. Schneckenkorn
Schließlich bleibt der Griff zur chemischen Keule, dem Schneckenkorn, das es in jedem Gartencenter zu kaufen gibt. Zu Schildkrötenhalter raten verschiedentlich davon ab, denn vergiftete Schnecken leben noch eine Zeitlang und könnten von Schildkröten gefressen und damit das Gift von diesen aufgenommen werden.  Oder die Schildkröten fressen gleich selbst das Schneckenkorn. Zwar verweisen die Hersteller von Schneckengift darauf, dass ihr Gift keinerlei Gefahr für Igel und andere schneckenfressende Tiere darstellt, verlassen möchte sich aber kaum ein Schildkrötenhalter darauf. Was zur Folge hat, dass zumindest innerhalb der Schildkrötengehege Schneckenkorn wohl nicht angewendet wird.

Wer Schneckenkorn aber einsetzt, und dies vermutlich außerhalb des Schildkrötengeheges, um zum Beispiel seine Salatpflanzen zu schützen, der sollte unbedingt die Anwendungshinweise auf der Packung beachten. Einige weitere Informationen zum Thema Schneckenkorn finden Sie hier.

Fazit:
Eine Patentlösung gibt es nicht, dafür aber um so mehr Tipps und Tricks. Der eine macht mit dieser, der andere mit jener Methode gute Erfahrungen. Letztlich muss aber jeder Schildkrötenhalter zunächst entscheiden, ob er zu radikaleren Lösungen tendiert, die den Schnecken das Leben kosten, oder ob er die sanfteren Varianten ausprobiert. Das hängt sicherlich auch davon ab, wie stark die Schneckenplage aktuell ist. Diese kann  nämlich von Jahr zu Jahr nämlich recht unterschiedlich ausfallen.