Besondere Gehegepflanzen (13) – Bergflockenblumen

In der Not frisst der Teufel Fliegen.

Das Verhältnis meiner griechischen Landschildkröten zu Bergflockenblumen (Centaurea montana) lässt sich kaum besser beschreiben. Das ist einerseits sehr schade, denn an Bergflockenblumen mangelt es in unserem Garten nicht und sie wären somit ein hervorragendes Futter, würden die Tiere sie denn fressen. Das tun sie aber nicht, oder eben nur, wenn sie wrklich gar nichts anderes Attraktives finden. Andere Schildkrötenhalter haben mir erzählt, dass deren Tiere wie wild auf Blätter und Blüten der Flockenblumen sind, diese Erfahrung kann ich nicht bestätigen. Aber auch bei diesen Pflanzen gilt, dass der Geschmack der Tiere sehr verschieden sein kann. So bleibe ich überall im Garten auf Flockenblumen sitzen und muss – was immer wieder mal notwendig wird – Futterpflanzen von den brachliegenden Wiesen in der Nachbarschaft zusammensuchen.

Bergflockenblumen in unserem Garten, zusammengeschnürt, damit der Regen sie nicht herunterdrückt.

Auf der anderen Seite entwickeln sich Flockenblumen in einem Gehege zu üppigem Buschwerk, was nun wieder für die Strukturierung, für Schattenplätze und die Durchbrechung der Blickachsen für die Tiere von Vorteil ist. Und sie geben zudem ein sehr schönes Bild ab, wenn sie im Frühsommer üppig blau blühen. Schließlich muss nach den Ansprüchen der Schildkröten an das Gehege auch der Halter ein wenig zu seinem Recht kommen dürfen. Ein optisch schönes und ansprechendes Gehege muss ja nicht den Bedürfnissen der Tiere zuwider laufen. Wären Flockenblumen für unsere Tiere  eine begehrte Futterpflanze, würden sie wohl kaum solche Büsche ausbilden, wie sie es tun. Dann wären vermutlich die ersten Triebspitzen, kaum, dass sie im Frühjahr aus dem Boden kommen, ein Opfer der gefräßigen Tiere. So versucht Jahr für Jahr selbst ausgesähte Akelei in unserem Gehege „Fuß“ zu fassen – allerdings chancenlos.
Bergflockenblumen gehören nicht zu den typischen Habitatpflanzen, bieten aber für das rauere Klima nördlich der Alpen eine gute Alternative zu den frostempfindlichen mediterranen Pflanzen. Denn ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt in den Höhenlagen von 500 bis 2.000 Metern in den Gebirgen in Mitteleuropa. Sie sind sehr genügsame Pflanzen, wenn sie  einen sonnigen bis halbschattigen Standort haben, sind sie schon fast „zufrieden“. Zu dunkel oder schattig sollte es nicht sein. Die Pflanze benötigt einen mäßig bis gleichmäßig feuchten Boden, wächst aber auch ohne Probleme in Böden mit mineralischen Bestandteilen wie Sand oder Kies, soger  im Steingarten, dann allerdings sollte sie regelmäßig gegossen werden. Flockenblumen kommen ohne Düngergabe aus, sie entziehen durch ihren schnellen Wuchs dem Boden viel Feuchtigkeit und Nährstoffe. Gerade dieses schnelle Wachstum im Frühjahr, wenn es im Gehege eher kahl und pflanzenarm ist, macht Floclkenblumen zu guten Gehegepflanzen.

Auch außerhalb des Geheges eine Zier im Garten.

Die mehrjährige, äußerst robuste Pflanze erreicht eine Höhe von etwa 50-60 Zentimetern, wächst krautig dicht, so dass ein Hindurchkriechen für Schildkröten kaum möglich ist. Ihr relativ gerader Wuchs und die wenigen überhängenden Blätter macht sie auch nicht gerade dazu geeignet, dass Schildkröten sich unter ihr Verstecke suchen würden. Allerdings ist sie gut geeignet, Struktur ins Gehege zu bringen. Im Ensemble mit anderen Pflanzen bleiben schattige Wege/Gassen zwischen den Stängeln, so dass Schildkröten sich zurückziehen können.

Und schon wieder eine neue Flockenblume…

Bergflockenblumen kann man in nahezu jedem Gartencenter oder Baumarkt erwerben, oft werden sie als „Restbestände“ im ausgehenden Sommer für sehr wenig Geld angeboten. Hat man mal ein Exemplar, lässt sich dieses durch Teilung oder Samen vermehren. Manchmal tauchen im Frühjahr mehr Pflanzen aus der Erde auf, als einem lieb ist. Dann nämlich finden sich neue Exemplare in Ecken, Ritzen und Beeten, wo man sie zuvor nie gepflanzt oder ausgesät hat. Um das zu verhindern, müssen die verblühten Blüten entfernt werden.

Die Pflanzen vertragen kräftige Rückschnitte, die man sinnvollerweise im Frühjahr oder im Herbst vornimmt. Keine Angst: Auch sehr kräftige Schnitte nimmt die Pflanze nicht übel. Daher kann man sie so „formen“, wie es für das Gehege sinnvoll ist.
Ein besonderer Winterschutz ist selbst bei frostigen langen Wintern nicht notwendig.

Text und Fotos: Lutz Prauser