Königskerzen, nicht nur gelbblühende Futterpflanzen / Von Ricarda Schramm
Immer wieder taucht bei einschlägigen Diskussionen die Frage auf: „Fressen unsere Schildkröten denn wirklich die immer wieder erwähnten Königskerzen?“.
Hier sollte man unterscheiden zwischen den Gegebenheiten in den natürlichen Verbreitungsgebieten der Tiere und der Situation bei uns in menschlicher Obhut unter anderen klimatischen Voraussetzungen.
Hier bei uns ist auch im Hochsommer der Tisch reichlich gedeckt, die Auswahl an Wildkräutern riesengroß. Dort, im Habitat, ist der Bewuchs zu dieser Jahreszeit karg und vertrocknet. Da ist man als Schildkröte mehr darauf angewiesen, auch weniger beliebte Pflanzen noch als Futter anzunehmen.
Im Habitat kann man immer wieder Fraßspuren an jungen Blattrosetten von Königskerzen finden und auch die herabfallenden gelben Blüten werden gerne aufgenommen (Abb. 1 und 2).


Die Blüten lassen sich auch hier bei uns sehr gut trocknen und als Zugabe unter Kräuterheu mischen.
Aber einmal abgesehen davon, sind Königskerzen sehr attraktive Pflanzen, die, im Gehege angesiedelt, einen hohen Schmuckwert haben und den Betrachter erfreuen. Durch ihren hohen Wuchs wird verhindert, dass sie durch die Schildkröten ganz abgefressen werden und so können sie sich zuverlässig immer wieder selbst aussäen.
Wir wollen ja versuchen, nicht Käfige zu bauen, sondern kleine Nachbildungen einer natürlichen Landschaft für unsere Pfleglinge.
Die Bemerkung einer Besucherin in unserem Garten soll hier für sich stehen: “Jetzt wo alles hier so schön blüht, sehen Eure Schildkröten-Gehege ja richtig schön aus. So hatte ich mir das gar nicht vorgestellt.“.
Hierzu sollen im Folgenden einige Beispiele Erwähnung finden.
Die Königskerzen, Gattung Verbascum, gehören zur Familie der Braunwurzgewächse, Scrophulariaceae, sind mit etwa 300 Arten sehr reich in Europa Asien und Amerika vertreten und dienen den Menschen schon sehr lange als Heilpflanzen, was sich in einer Vielzahl von deutschen Namensgebungen bemerkbar macht. Neben den meist zweijährigen Arten existieren aber auch mehrjährige und ausdauernde Vertreter. Allen gemeinsam sind die Blattrosetten im ersten Jahr, bei mehrjährigen Arten überdauern diese auch in den weiteren Wintern. Ein Abschneiden der Blütenstände nach dem Verblühen erhöht die Wahrscheinlichkeit des mehrjährigen Wachstums.
1. Großblütige Königskerze, Verbascum densiflorum (Abb. 3)

Wuchsform: zweijährig
Wuchshöhe: 50-120 (bis 300) cm
Blatt: breitlanzettlich, ganzrandig, stark wollig-filzig gegen Austrocknung
Blüte: einfach
Blütenfarbe: gelb
Blütenform: rispenförmig
Blütengröße: groß (> 10cm)
Blütezeit: Juni – September
Boden: trocken,gut durchlässig, humus-und nährstoffarm
Frucht: Kapseln
Laub: wintergrün
Laubfarbe: graugrün
Standort: Sonne
Verwendung: Freiflächen, Steppenheide
Wuchs: horstig, aufrechte Stängel
2. Kleinblütige Königskerze, Verbascum thapsus (Abb. 4)

Wuchsform: zweijährig bis mehrjährig
Wuchshöhe: 30-200 cm
Blatt: breitlanzettlich, ganzrandig, dichte Behaarung mit gräulich-gelben, filzigen Drüsenhaaren, Blattrosette dicht an Erdoberfläche
Blüte: einfach
Blütenfarbe: gelb
Blütenform: rispenförmig
Blütengröße: 12-30 mm
Blütezeit: Juni – August
Boden: trocken,gut durchlässig, humus-und nährstoffarm
Frucht: Kapseln
Laub: wintergrün
Laubfarbe: graugrün
Standort: Sonne
Verwendung: Freiflächen, Steppenheide
Wuchs: horstig, aufrechte Stängel
3. Schwarze Königskerze, Verbascum nigrum (Abb. 5 und 6):

Wuchsform: mehrjährig
Wuchshöhe: 50-120 (150) cm
Blatt: breitlanzettlich, ganzrandig, unterseitig rauh, filzig, oberseitig jedoch glatt und dunkelgrün, grundständige Blätter meist langgestielt, unregelmäßig gekerbt
Blüte: einfach
Blütenfarbe:: gelb, am Grund oft rotgefleckt, purpur-violette, haarige Staubgefäße
Blütenform: ährig, meist unverzweigt
Blütengröße: 12-20 mm
Blütezeit:: Mai-September
Boden: trocken,gut durchlässig, humus-und nährstoffarm
Frucht: Kapseln
Laub: wintergrün

Laubfarbe: glänzend dunkelgrün
Standort: Sonne, Halbschatten
Verwendung:: Waldränder, Wegränder, halbtrocken bis mäßig feucht
Wuchs: horstig, aufrechte Stängel
Laub: wintergrün
Laubfarbe: glänzend dunkelgrün
Standort:: Sonne, Halbschatten
Verwendung: Waldränder, Wegränder, halbtrocken bis mäßig feucht
Wuchs: horstig, aufrechte Stängel
4. Kandelaber-Königskerze, Verbascum olympicum (Abb.7 und 8):

Wuchsform: zweijährig bis mehrjährig
Blatt:breitlanzettlich, ganzrandig, rauh, filzig
Wuchshöhe: 40 – 200 cm
Blatt: breitlanzettlich, ganzrandig, rauh, filzig
Blüte: einfach
Blütenfarbe: gelb
Blütenform: rispenförmig
Blütengröße:: 35-50 mm
Blütezeit:: Juni – August
Boden: trocken,gut durchlässig, humus-und nährstoffarm
Frucht: Kapseln

Laub: wintergrün
Laubfarbe: graugrün
Standort: Sonne
Verwendung: Freiflächen, Steppenheide
Wuchs: horstig, aufrechte Stängel, Blütenstand rispig verzweigt, kerzenähnliche Scheinähren
5. Windblumen-Königskerze, Verbascum phlomoides (Abb. 9 und 10):

Wuchsform: zweijährig
Wuchshöhe: 50-200 cm
Blatt: breitlanzettlich, ganzrandig, rauh, filzig
Blüte: einfach
Blütenfarbe: gelb bis gelb-orange
Blütenform: rispenförmig
Blütengröße: 35-55 mm, schwach duftend
Blütezeit: Juli – September
Boden: mäßig trockene bis mäßig frische Böden, gut durchlässig,
Frucht: Kapseln

Laub: wintergrün
Laubfarbe: graugrün
Standort: Sonne
Verwendung: Freiflächen, -Schutthalden, Wegränder
Wuchs: horstig, aufrechte Stängel
6. Mehlige Königskerze, Verbascum lychnitis (Abb. 11 – 13):


Wuchsform: zweijährig
Wuchshöhe: 60-120 (150) cm
Blatt: länglich-eiförmig, an der Unterseite stärker filzig-behaart, Oberseite fast kahl
Blüte: einfach
Blütenfarbe: hellgelb oder weiß
Blütenform: rispenförmig
Blütengröße: 20-40 mm
Blütezeit: Juni – August
Boden: mäßig trocken bis trocken
Frucht: Kapseln

Laub: wintergrün
Laubfarbe: graugrün
Standort: Sonne
Verwendung: Weg- und Waldränder, mäßig Trockenrasen
Wuchs: horstig, aufrechte Stängel
7. Purpur-Königskerze, Verbascum phoeniceum Abb. 14 und 15):


Wuchsform: zweijährig bis mehrjährig
Wuchshöhe: 30-80 (selten bis 100) cm
Blatt: unterseits flaumhaarig, oberseits fast kahl, glänzend
Blüte: einfach
Blütenfarbe: dunkel-violett, seltener rosa bis fast weiß
Blütenform: rispenförmig
Blütengröße: ca. 30 mm
Blütezeit: früher als die anderen Arten, Mai-Juni
Boden: trocken, sandig, durchlässig, nährstoffarm
Frucht: Kapseln
Laub: wintergrün
Laubfarbe: graugrün
Standort: Sonne
Verwendung: Trockenrasen, Trocken-Waldränder
Wuchs: horstig, aufrechte Stängel
Leider werden getopfte Pflanzen in den entsprechenden Gärtnereien noch selten angeboten, aber einige wenige Wildpflanzen-Samenhandlungen sind inzwischen im Internet über Suchfunktionen zu finden, die Samen dieser Königskerzen führen.
Einmal im Gehege angesiedelt, säen sich diese über Jahre immer wieder selbst aus.
Text: Ricarda Schramm. Alle Rechte bei der Autorin
Literatur:
SCHRAMM, R. (2010): Landschildkröten-Futterpflanzen. Tartaruga-Verlag, Niddatal
www.tartaruga-verlag.de
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habe mal gesehen dass ahronstab stark abgefressen war. eines tages sah ich ein Thb männchen, das diese blätter gefressen hat. es war ein nahezu schwarzes tier. gruß heinz