Unsere nächsten beiden Schildkrötensafaris führen uns wieder einmal nach Frankreich, in unterschiedliche Ecken der Provence.
Auf mich übt die Provence einen einzigartigen Zauber aus – das warme Licht, die vielen kleinen Dörfer und Städte mit ihren bunten Märkten, die Gerüche, das fantastische Essen, der hervorragende Wein und natürlich die beeindruckende Natur.
Von daher trifft es sich gut, dass dort das Schildkrötendorf (Village des Tortues, seit 2017 in Carnoules) liegt, und wir meine Besuche im Schildkrötendorf, mit Besichtigungen der
wunderschönen Region verknüpfen können. Und wie zu erwarten, sind auch in dieser Region Schildkrötendarstellungen im öffentlichen Raum zu finden.
Und so landeten wir einmal in Quinson (Alpes-de-Haute-Provence), einem kleinen provenzalischen Dorf, das circa eine Autostunde vom Schildkrötendorf entfernt liegt.
Das beschauliche Städtchen ist durch sein bedeutendes prähistorisches Museum bekannt. Und ganz nebenbei beherbergt Quinson sieben Brunnen, die alle im Jahr 1877 entstanden sind. Einer ist für uns besonders von Interesse.
Gleich am Eingang des Dorfes, am „Place de la Paix“, befindet sich der erste Brunnen. Er wurde aus Kalkstein und Bronze gefertigt und wird von drei Landschildkröten, die als Wasserspeier dienen, geschmückt.
Der Brunnen hat drei unterschiedlich große Wasserbecken. Im untersten, dem größten, befindet sich ein Sockel, auf dem die Schildkröten sitzen. Mittig führt ein Schaft nach oben, der zum nächsten Becken führt. Das oberste und kleinste Becken wird von drei Putten aus Bronze, die verschieden gestaltet sind und wahrscheinlich den Werdegang eines Handwerkers symbolisieren ( Lehrling, Geselle und Meister), getragen.
Es ist nicht bekannt, wer diesen Brunnen gefertigt hat. Über die Wahl der wasserspeienden Landschildkröten wird gerätselt, denn normalerweise werden hierfür Wasserschildkröten ausgewählt. Ein Erklärungsversuch besagt, dass die Bildhauer aus Italien stammten und die dort lebenden Tiere zum Vorbild hatten.
Aus heutiger Sicht können wir uns auch über die wasserspeienden Landschildkröten wundern, aber da diese Region ein natürlicher Lebensraum der „Griechischen Landschildkröte“ ist, passen sie letztendlich sehr gut hierher.
Dieser Brunnen ist nicht der einzige seiner Art, tatsächlich ist er in mehreren französischen Städten zu finden.
Ein ähnlicher steht in der Mittelmeerstadt Bandol und auf einem unserer Ausflüge besichtigten wir auch ihn. Ganz in der Nähe der Promenade, mitten in der Stadt, befindet sich ein kleiner schattiger Platz mit Bäumen und Restaurants. Sein Name ist „Place de la Liberté“.
Er beherbergt den gleichnamigen Brunnen (Fontaine de la Liberté), der ebenfalls mit den drei Putten und den drei Schildkröten verziert ist.
Und noch eine weitere wunderbare Schildkrötendarstellung gibt es ganz in der Nähe vom Schildkrötendorf. Genau genommen geht es um zwölf Schildkröten, wobei nur einige besonders gut sichtbar sind. Die anderen werden von einer Hecke verdeckt.
Circa eine halbe Stunde vom Schildkrötendorf entfernt, liegt die kleine Stadt Le Val (Var).
Sie beherbergt ein Gartentheater („Jardin-théatre du Paradou“) mit einer einzigartig gestalteten Fassade.
Sie ist mit vielen unterschiedlichen Details verziert und wurde von „Marcel Le Couédic“, einem Schüler von Salvador Dali geschaffen.
Sie stellt eine Allegorie der Komödie dar und wir, die Betrachter, werden im ersten Moment von der Vielfältigkeit der vielen Bilder „erschlagen“.
Wir entdecken einen Clown, ein Kind mit Flügel auf einem Schwein sitzend, einen nackten Mann, eine Tänzerin, viele Musikinstrumente, wie z. B. Geigen, zwei Hähne mit Menschenköpfen unter ihren eigenen, Eulen, Tauben, Blüten und vieles mehr.
Immer wieder registrieren wir ein weiteres Detail – so auch die Schildkröten, die den unteren Rand des Kunstwerkes verzieren.
Es handelt sich um Landschildkröten, wahrscheinlich auch um „Griechische Landschildkröten“, die in dieser Region heimisch sind.
Sie sind sehr detailliert und realistisch dargestellt – jede etwas anders.
Eine von ihnen liegt sogar auf ihrem Panzer und streckt die Beine in die Höhe – ganz wie im echten Leben.
Text und alle Bilder: Elke Wallrapp. Alle Rechte bei der Autorin