Von Franziska Biedenweg
In die Fronten unten und die Deckel habe ich Ausschnitte gesägt, auf welche ich verstellbare Belüftungsgitter geschraubt habe. So kann ich die Luftzu- und Abfuhr je nach Saison regeln. Im Sommer werden einzelne Belüftungsgitter komplett geschlossen um die Wärme besser halten zu können. Im Winter stehen alle Belüftungsgitter offen, so dass warme Luft leicht entweichen kann. Dadurch kann ich die Temperaturen niedriger halten, bei gleichbleibender Beleuchtung. Ich beabsichtige außerdem noch kleine Ventilatoren an den Deckeln zu verbauen, um im Sommer die warme Luft, die sich unter den Deckeln sammelt, nach unten zu lenken. Möglicherweise kann ich mir so das Zuheizen mittels Elstein-Dunkelstrahler sparen.
Da T. Kleinmanni aus ariden Steppen mit hoher Sonneneinstrahlung kommen, benötigen sie viel Licht im Terrarium. Natürlich ist klar, dass keine Lampe dieser Welt, die man ökonomisch in einem Terrarium einsetzen kann, auch nur annähernd die Helligkeit der Sonne erreicht. Es gibt zwar große LED-Hallenstrahler, die 20.000-40.000 Lumen abgeben und wahrscheinlich damit auch über 100.000 Lux am Terrarienboden erreichen können, allerdings sind diese Strahler sehr teuer und verbrauchen um die 200 W – aufwärts. Ich habe mich daher für eine Grundbeleuchtung aus sehr hellen LED-Röhren (je Becken zwei Philips Master LEDtube uo/ho 865 T5 – 36W, 5600lm, 150cm/26W, 3900lm, 120cm) und Spots (MENGS E27 PAR30 25W, 3100lm – gekauft beim A****-Riesen) entschieden, die meinen Geldbeutel etwas freundlicher behandeln und dennoch die Becken gut ausleuchten. Die Röhren werden in einer Feuchtraumwannenleuchte von TRILUX Oleveon betrieben, die Spots über eine E27 Keramikfassung.
Für die UV-Beleuchtung und Wärme (Sonnenplätze) verwende ich insgesamt sieben Reptiles Expert 70W Flood, welche ich in der Höhe variabel anpassen kann.
Die Lampen werden entsprechend dem Tages- und Temperaturverlauf gestaffelt zu- und abgeschaltet. Die Steuerung übernehmen hierbei die integrierten Zeitschaltuhren von Hygro- und Thermostat (Lucky Reptile Thermo Control Pro II und Humidity Control II) und eine externe digitale Zeitschaltuhr. Bezüglich der Tageslichtlängen und Sonnenstunden richte ich mich an den Gegebenheiten des Habitats. Im Winter ist dann zum Beispiel die Grundbeleuchtung für 10-11 Stunden an, die UV-Lampen für sechs bis sieben Stunden. Im Hochsommer hingegen sind sowohl Tageslichtlänge, als auch Sonnenstunden deutlich höher. Hier muss jeden Monat eine Anpassung der Schaltzeiten erfolgen. Vielleicht finde ich eines Tages jemanden, der die Programmiersprache Python beherrscht und mir einen Raspberry Pi komplett für einen ganzen Jahresverlauf programmieren kann. Eine Vollautomatisierung wäre das i-Tüpfelchen für diese Anlage. Bei Bedarf kann ich über die Thermostate noch die oben schon erwähnten Elstein-Dunkelstrahler zuschalten. Ob das nötig wird, wird sich dann im Sommer zeigen. Eine Installation ist dann bei Bedarf schnell erledigt. Die Ägyptische Landschildkröte kommt aus einem etwa 60km breiten Küstenstreifen der sich von Libyen über Ägypten (wo die ursprünglichen, natürlichen Populationen mittlerweile ausgestorben sind) bis hin zur Sinai zieht. Vereinzelte Populationen findet man auch in Israel, an den nördlichen Ausläufern der Negevwüste. Lagebedingt herrscht im Habitat eine relativ konstant hohe Luftfeuchtigkeit, auch während der heißen Sommermonate (vereinzelte Ausnahmetage gibt es immer, deshalb spreche ich hier von Durchschnittswerten, nach denen ich mich richte). Ein guter Richtwert ist um die 55-65% tagsüber und 80-90% nachts (das mache ich abhängig von der Jahreszeit, im Sommer etwas weniger, im Winter etwas mehr). Um die Luftfeuchtigkeit entsprechend zu halten, steuere ich Vernebler (Lucky Reptile Super Fog II) über die Hygrostate. Sowohl über die Thermostate, als auch über die Hygrostate habe ich die Möglichkeit vier verschiedene Zeitzonen, für welche bestimmte Zielwerte festgelegt werden können, einzustellen. So kann ich zum Einen den Temperaturanstieg oder -abfall gezielter steuern, wenn benötigt, und zum Anderen einen relativ natürlichen Verlauf der Luftfeuchtigkeit im Zusammenspiel mit den Temperaturen ermöglichen.
Da der kürzere Schenkel der Anlage als Raumteiler funktioniert und weil das Becken mit 100cm Tiefe von einer Seite allein nur schwer überall erreichbar ist, habe ich auf beiden Seiten Glasschiebetürsysteme eingebaut. Der lange, weniger tiefe Schenkel hingegen steht an der Wand und hat deshalb nur in der Front Glasschiebetürsysteme. Wegen der recht hohen Helligkeit habe ich mich für 6mm braun getöntes Glas entschieden. Das sorgt nicht nur dafür, dass es nicht blendet, es macht auch optisch was her. So ein bisschen fühlt man sich ja, als würde man in einem Reptilienzoo ins Gehege schauen, voll toll! Die Scheiben laufen in einem Laufschuh fixiert auf Rollen über eine Schiene, was ich ganz besonders toll finde, denn endlich sammelt sich kein Sand mehr zwischen Scheibe und Profil, was vorher immer zu sehr unangenehmen Geräuschen beim Öffnen der Scheiben geführt hat. Das Aufzuchtterrarium hatte ich letztes Jahr schon gebaut, deshalb hat es keine getönten Scheiben und ein anderes Design. Fällt aber fast nicht auf.
Eventuell rüste ich irgendwann noch eine Beregnungsanlage nach und vielleicht kommt mir irgendwann noch eine zündende Idee, wie ich die Terrarien im Winter nachts kälter bekomme, ohne den gesamten Wohnbereich zur Eishölle werden zu lassen.
In den beiden großen Becken habe ich jeweils eine Kamera installiert um auch außerhalb von Zuhause gelegentlich (naja, seien wir ehrlich… mehrmals am Tag) einen Blick auf die Tiere werfen zu können, wenn ich nicht zu Hause bin oder einfach zu faul bin vom Sofa aufzustehen. Die Kameras ermöglichen mir frühzeitig zu erkennen, wenn ein Tier sich untypisch verhält oder auch, wenn die Weibchen Eier legen etc. Im Aufzuchtterrarium wird eine Kamera noch nachgerüstet, nachdem die bisherige sich seit geraumer Zeit strikt weigert mit meinem Router Kontakt aufzunehmen.
Zum Schluss möchte ich noch ein wenig die Werbetrommel für mein bzw. unser) Buch über T. kleinmanni und deren artgerechte Haltung in menschlicher Obhut, welches ich gemeinsam mit Ricarda Schramm geschrieben habe, rühren. Interessierte Leser finden darin einen ausführlichen, informativen und reich bebilderten Leitfaden.
Text und Bilder: Franziska Biedenweg. Alle Rechte bei der Autorin
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Hallo Frau Biedenweg,
ich habe mir für unser Kleinmanni Terrarium testweise eine Mini-Klimaanlage, die mir Wasserkühlung funktioniert, bestellt um zu schauen, ob die im Terrarium funktionieren würde. Vlt. wäre das ja eine Idee für Ihre tolle Anlage.
Viele Grüße Rebecca
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Hallo Frau Biedenweg,
Respekt, das ist ja eine Riesenanlage. Haben Sie für die Elektrik auch ein Notstromaggregat, falls der Strom ausfällt?
Herzliche Grüße sendet Kirsten