Der Sachkundenachweis im Bereich Terraristik nach §2 TierSchG – der Weg und das Ziel

Von Nina Auwärter

Der Sachkundenachweis im Bereich Terraristik nach §2 TierSchG

Schon lange hatte ich mir überlegt den Sachkundenachweis im Bereich Terraristik für Privatpersonen zu machen. Ich habe mich dann in die Materie etwas eingelesen und das Ganze etwas vertagt, da mich die Vielzahl an anderen Tieren außer Schildkröten abgeschreckt haben. Da ich nur verschiedene Schildkröten-Arten pflege, hat mich die Masse an Stoff zu Schlangen, Echsen & Co. zunächst von meinem Vorhaben abgebracht.
Als ein Freund und ich im Jahr 2019 die Schildkrötenhilfe-Nordbayern e.V. gegründet haben, kam das Thema wieder auf. Die Vorstandschaft war der Meinung, dass es sinnvoll wäre, wenn der 1. und 2. Vorstand den Sachkundenachweis erlangen würden.
Also habe ich mich entschieden mich dieser Herausforderung zu stellen. Ich habe mir lange überlegt bei welchem Anbieter ich das ganze ablegen möchte und nach Rücksprache mit meiner Amtsveterinärin mich dazu entschieden den Kurs, sowie die Prüfung bei der DGHT abzulegen. Die Kosten beliefen sich dabei auf 65€ für den Lernordner, 100€ für den Online-Kurs und Prüfungsgebühren in Höhe von 25€. Das alles sind Preise für dght-Mitglieder. Wer nicht in der dght ist, kann zwar ebenfalls am Kurs teilnehmen, zahlt aber mehr.
Ich bestellte mir den Lernordner und bekam fast einen Herzinfarkt als das „Monster von Buch“ angekommen ist. Zu dem Zeitpunkt hegte ich wirklich erhebliche Zweifel, ob ich im Stande sein würde mir all das in den Kopf zu pressen.
Die gesetzlichen Bereiche waren unheimlich spannend, ich kann nur jedem empfehlen, der Tiere pflegt die dem Artenschutz unterliegen, sich in diese Materie tiefer einzulesen.
Also beschloss ich:

Jetzt oder nie!

Ich schrieb die DGHT an, wann ein Kurs in annehmbarer Entfernung stattfindet und entschied mich für das Reptilium in Landau.
Nachdem endlich der Termin für Landau feststand, kam alles anders als erwartet.
Die Coronawelle kam in Deutschland an, der Lockdown kam und natürlich mussten alle Termine seitens der DGHT abgesagt werden.
Das war der Moment als mich endgültig jede Motivation verlassen hat und ich das ganze Projekt an den Nagel hängen wollte…
Kurze Zeit später verlinkte mich in Facebook ein Freund in einem Beitrag von Oliver Witte von der DGHT der eine Online Variante der Sachkundeschulung ankündigte, mein Ehrgeiz war wieder geweckt und ich setzte mich sofort mit Oliver in Verbindung und noch bevor ich meine Meinung ändern konnte, meldete ich mich verbindlich für die digitalen Kurse an, bezahlte die Gebühren und wartete von da gespannt bis es endlich losging.
Die Online Seminare waren an zwei Freitagen (19.06. + 26.06. mit je 2h) und zwei Samstagen (20.06. + 27.06. mit je 3h). Es war total unkompliziert, jeder Teilenehmer erhielt eine Mail mit dem Link zu der GoTo Meeting Sitzung und eine Stunde vor Beginn der Schulung noch eine Erinnerungsmail.
Man kann über nahezu jedes Endgerät, das internetfähig, ist an den Seminaren Teilnehmen.
Der Referent hat uns in den 10 Stunden durch die Materie des Lernordners geführt und hat alle Rückfragen beantwortet. Auch heute greife ich gerne noch auf sein Fachwissen, vor allem bei rechtlichen Problemen im Artenschutz zurück. Von der Menge an Informationen die anhand von super Folien als Präsentation vermittelt wurden, war ich tatsächlich mehr als begeistert.
Die Präsentation war gespickt mit Bildern, verständlichen Erläuterungen und jeder Menge Informationen, die wir dann alle über unsere digitale Konferenz durchgesprochen haben.
Für mich der große Vorteil an der Online Variante war, dass es mehrere Termine waren und nicht alles geballt an einem Tag. Ich fand es total praktisch, da ich mir alles anhören konnte, Rückfragen direkt stellen und dann noch Zeit hatte mir alles nochmal zu verinnerlichen um dann bei der nächsten Sitzung eventuell noch aufgekommene Fragen zu stellen.
Und natürlich machte auch die Tatsache, dass ich die Seminare vom Sofa aus „besuchen konnte“ und Fahrtkosten sowie unendlich viel Zeit gespart wurde einen großen Vorteil.
Natürlich ersetzten die 10 Stunden Seminar nicht, das ausgiebig im Eigenstudium der Lernordner durchgearbeitet werden muss.
Die Fülle an Lernstoff macht es unmöglich, alles im Seminar zu besprechen und da spielt es keine Rolle ob man das Seminar auf 4 Teile digital oder an einem Tag als Präsenzseminar macht.
Das Eigenstudium ist unumgänglich, jedoch bekommt man durch die Schulung den Einblick und vieles erklärt, was gerade im rechtlichen Themenbereich des Stoffes für mich oft von Nöten war.
Nachdem die 4 Kurstage vorbei waren, hat jeder Teilnehmer am letzten Tag mit Oliver vereinbart, wann er die Prüfung ablegen möchte. Oliver war dabei sehr flexibel, so haben wir alle recht schnell einen Termin gefunden.
Die einen wollten noch mehr Zeit, da sie sich noch nicht mit dem Ordner so richtig beschäftigt hatten, die anderen (wie ich auch) wollten so schnell wie möglich den Termin, da ich im Vorfeld schon sehr lange intensiv gelernt hab und auch während der Kurszeit jeden Abend fleißig gelernt hab.
Ich habe mir dazu viele Lernkärtchen geschrieben zu den gesetzlichen Bereichen, die mir sehr geholfen haben in der Vorbereitung.
Für die Vielzahl von Tieren habe ich ebenfalls Karten mühevoll gebastelt mit Bildern, Herkunft, Eigenschaften, Bedürfnisse in Gefangenschaft etc.
Am 03.07.2020 war der Termin zu meiner digitalen Prüfung. Ich war gut vorbereitet, jedoch unheimlich aufgeregt. Dies liegt aber in meiner Person.
Die Prüfung wurde ebenfalls als GoTo Meeting Sitzung abgehalten, Oliver Witte auf der einen Seite der Kamera und ich auf der anderen Seite.
Nach einer kurzen Begrüßung ging es los. Oliver stellte seinen Bildschirm um und dann erschienen meine Prüfungsfragen für mich.
Man liest sich die Fragen durch, entscheidet sich für eine der 3 Antwortmöglichkeiten (wovon grundsätzlich immer nur eine richtig ist) und sagt laut und deutlich welche Antwort man „einloggen“ möchte.
Am Ende sind wir alle Fragen und alle meine Antworten nochmal gemeinsam durchgegangen, damit sichergestellt war, dass Oliver auch alle Antworten eingeloggt hat, die ich genannt hatte.
Und dann war es auch schon vorbei. Zuerst fiel eine riesen Last von mir, dann kam wieder die Nervosität bis die Auswertung durch war.
Es waren ja nun doch 48 Fragen, von denen 4 falsch beantwortet werden durften. Natürlich hatte ich bei den Fragen, die per Zufallsgenerator ausgewählt werden, in dem Moment wo der Prüfer den Namen des Prüflings in den PC eingibt, kein Glück. Keine Frage über Schildkröten, aber zu Haufen über diverses anderes „Getier“ umso nervöser war ich bis das Ergebnis endlich da war.
Und ein paar Minuten später war es endlich soweit, ich hatte mit einem Fehler bestanden.
Was für eine Freude. Das vorläufige Zertifikat kam am selben Abend noch per Mail, das endgültige dann, nachdem alle Kursteilnehmer die Prüfung abgelegt hatte.
Wir waren die erste Gruppe, die das digitale Angebot genutzt haben und ich bin auch heute noch begeistert. Ich würde jederzeit wieder den Kurs online buchen.
Für mich persönlich war die digitale Variante total klasse, ich kann für mich persönlich nur sagen, dass ich es jederzeit wieder machen würde.
Natürlich sind Informationen in Hülle und Fülle dabei, die für mich Halterin von Schildkröten, nicht unbedingt lange im Kopf geblieben sind, da ich immer nur Schildkröten halten werde, aber auch diese Hülle an Informationen waren megainteressant und total spannend.
Was für mich allerdings der größte Mehrwert durch die Schulung war, ist das Wissen im Bereich „Tierschutzrecht / Artenschutzrecht / Naturschutzrecht“.

Abschließend kann ich als Fazit für mich sagen, dass ich den Kurs sowie die Prüfung jederzeit wieder machen würde und das ich froh bin, meinen inneren Schweinehund endlich überwunden zu haben.

Text und alle Bilder: Nina Auwärter. Alle Rechte bei der Autorin.