Von Wolfgang Wegehaupt
In Südspanien und in Südportugal haben wir bei unseren Exkursionen die Maurische Bachschildkröte (Mauremys leprosa) noch weit verbreitet vorgefunden. Als Wasserschildkröte ist sie ein guter Schwimmer und in den meisten Bächen und Flüssen zuhause. Ursprünglich bewohnte sie nur diese Fließgewässer.
Aus Mangel an Regenfällen und der Übernutzung des Grundwassers führen viele Flüsse und Bäche in Südspanien nur noch temporär Wasser. Die Schildkröten drängen sich in großen Stückzahlen in den verbleibenden Wassergumpen. Es gibt heute kaum eine Wasseransammlung in der die Tiere nicht vorkommen. Auch brackige Gewässer und sogar reine Abwasserkanäle werden bewohnt. Immer noch werden Abwässer unbehandelt in Bäche und Flüsse oder gleich direkt ins Mittelmeer geleitet.
Der Panzer der 20 Zentimeter groß werdenden Schildkröte ist sehr unterschiedlich gefärbt.
Adulte Tiere sind schmutzig oliv, braungrau, braunorange bis rostrotorange. Jungtiere sind intensiv olivgrün mit rostroten bis orangeroten Flecken und Randstreifen auf dem Panzer.
Auf dem ebenfalls olivfarbenen Kopf, Hals und auf den Extremitäten leuchten gelbe bis orangerote Längsstreifen und Flecken. Diese verblassen zwar mit der Zeit, sind aber bei manchen Adulten auch noch vorzufinden.
Bachschildkröten werden beim Sonnenbaden, wie alle wasserbewohnenden Schildkröten, häufig in Gruppen angetroffen und sitzen sogar übereinander. Hierdurch erhöhen sie die Wachsamkeit gegenüber Feinden. Wenn eine Schildkröte flüchtet, lassen sich alle anderen ebenfalls Hals über Kopf ins Wasser fallen.
Die Sonnenplätze befinden sich bevorzugt an überhängenden, stark bewachsenen Ufern, an denen regelrechte Stufen in das Erdreich getreten sind. Es werden aber genauso aus dem Wasser ragende Bäume und Äste, Grasbüschel und alle möglichen anderen Sonnenplätze genutzt.
Auch Mauremys sind sehr scheu und haben eine große Fluchtdistanz. Allerdings tauchen sie nach einer Flucht relativ schnell wieder auf, um vorsichtig die Gegend zu beobachten und dann wieder den Sonnenplatz zu erklettern.
Während Jungtiere sich vorwiegend von tierischer Kost ernähren, weiden ältere auch sehr ausdauernd Algen und Wasserpflanzen ab. Gefressen wird ansonsten alles, was das Wohngewässer an Nahrung bietet, auf die Wasseroberfläche fällt oder in Form von Aas gefunden wird. In manchen Gumpen stehen die Tiere geradezu in Kaulquappen und fast immer in Schwärmen von Gambusen (Gambusia affinis).
Im Gegensatz zu Emys, die nur im Wasser fressen können, habe ich Mauremys auch schon an Land fressen und sogar Pflanzen abweiden gesehen.
Normalerweise verbringen auch Bachschildkröten die kalte Jahreszeit im Schlamm ihrer Gewässer oder eingegraben in der Ufervegetation. In Südspanien und im Süden Portugals ist Mauremys leprosa aufgrund der milden Temperaturen auch im Winter aktiv.
In Spanien haben sich seit vielen Jahren die ausgesetzten Schmuckschildkröten weit verbreitet und reproduzieren sind äußerst erfolgreich. Ein Bericht hierüber folgt in Kürze.
Bis dahin bleibt gesund
Wolfgang Wegehaupt
Testudo-Farm.de
Facebook.com/wegehaupt.verlag
Text und alle Bilder: Wolfgang Wegehaupt. Alle Rechte beim Autor