Fundplätze verschweigen! Ein Appell

Benny Trapp gehört zu den profiliertesten Tierfotografen Deutschlands, viele seiner Fotos sind in Fachbüchern und –Zeitschriften und Kalendern zu sehen. Vor einigen Tagen veröffentlichte Benny Trapp einen Appell auf Facebook, den wir hier mit seinem Einverständnis wieder veröffentlichen. Sein Beitrag löste eine Diskussion aus, in der er sich selbst auch immer wieder zu Wort meldete – daher ist dieser Appell um einige Sätze aus Benny Trapps Antworten erweitert. Das Geschriebene gilt natürlich nicht nur für Habitate in fernen Ländern – das gilt genauso für Fundplätze seltener Arten daheim, auch wenn es sich dabei wohl in den seltensten Fällen um Schildkröten handeln dürfte.

 

Von Benny Trapp

Aus aktuellem Anlass möchte ich hier (Anmerkung: Gemeint war sein Facebook-Account) noch mal was loswerden:
Das Publizieren von Fundorten sensibler oder geschützter Arten halte ich persönlich, insbesondere in „Sozialen Netzwerken“, für sehr kritisch – mehr noch, für verantwortungslos!
Gleich ob es Standorte von Orchideen sind, Habitate von gefährdeten Reptilien oder Nester von Vögeln.
Es führt letztlich einzig dazu, dass diese Gebiete zu „Hot Spots“ werden oder solche eben, wenn sie es eh schon sind, darüber hinaus noch mehr frequentiert werden. Hier aber können gerade wir als Artenschützer mit gutem Beispiel voran gehen und verlustfrei Verzicht üben! Dabei geht es sicher nicht darum, anderen ein Naturerlebnis zu vereiteln, sondern vielmehr darum, die Masse der Interessierten nicht auf einzelne Punkte zu konzentrieren!!!
Denn es ist doch so einfach es auch im Zweifel, oder selbst bei mangelnder Einsicht, einfach zu unterlassen. Das tut niemandem weh, aber vielen Arten/Habitaten letzten Endes gut. In meinem engeren Freundeskreis hat es sich längst durchgesetzt, dass bestimmte Fundorte zwar auch mal an zuverlässige Freunde weitergegeben, aber nicht veröffentlicht oder eben bei FB gepostet werden. Unabhängig davon, dass man bei ordentlicher Recherche auch selbst auf den Fundort einer Art kommen und das Suchen selbst das eigentliche Erlebnis sein kann, sollte die Werbewirksamkeit von Facebook-Posts nicht unterschätzt werden!

Schöne Bilder von attraktiven oder seltenen Arten erzeugen bei einigen nicht nur Bewunderung oder Anerkennung, sondern leider auch Begehrlichkeiten, im Extremfall Neid. Bekannt gewordene „Hot Spots“ sind dann aber genau die Regionen, die am meisten unter uns Naturfreunden selbst zu leiden haben. Einzig, weil dort dann eben keine Ruhe mehr herrscht. Davon ab: wer nach Reptilien sucht, achtet vielleicht nicht immer darauf welcher Vogel bei der Brut gestört wird und wer mit dem Fernglas nur nach oben schaut, kann auch schon mal auf eine Orchidee treten. Das sind keine fiktiven Utopien, sondern persönliche Erfahrungen, die ich im Laufe der Jahre leider reichlich gesammelt habe. Derartiges ist unter Umständen kaum vermeidbar, für einen Lebensraum aber „im Einzelfall“ problemlos zu verkraften. Wo aber plötzlich und tagtäglich dutzende Naturfreunde rumlaufen, einzelne von ihnen womöglich jedes gesichtete Reptil (auch zur Paarungszeit) aus den Büschen ziehen, oder einfach nur die Masse der Leute die gesamte Vegetation nieder trampelt, kann es kaum noch Freude machen, seinem eigentlich friedfertigem Hobby nachzugehen.
Dass Veröffentlichungen von Fundorten zu Hotspots führen, ist für ein Gebiet nicht förderlich. Man stelle sich vor, wie schnell zum Beispiel ein Schreiadler seine Brut aufgibt, wenn jemand die Koordinaten des Hostes in einem Fotografen-Forum postet.

Leider weiß ich daneben, dass nicht jeder der ein bestimmtes Tier sucht, auch immer sensibel damit umgeht (von möglichen Wildfängern ganz abgesehen). Sicher spreche ich niemandem ab, ein Tier auch mal in die Hand zu nehmen! Das ist auch und gerade bei mir als Berufsfotograf an der einen oder anderen Stelle immer wieder mal nötig und in der einen oder anderen Situation sogar förderlich, wenn ich beispielsweise an Umweltbildung (Kontakt zu Tieren) denke. Aber wo täglich mehrere Menschen das gleiche wollen, führt das eben zwangsläufig auch zu Problemen. Auch sollte man natürlich ein Gefühl dafür entwickeln, wann es reicht und wo es dem Individuum oder der Art Schaden zufügen könnte. Eigentlich sollte dafür der gesunde Menschenverstand ausreichen ;-). Man penetriert für ein Foto eben keine Geburtshelferkröte, bis diese ihre Eier abstreift und man zieht auch keine Schlange mit Gewalt am Schwanz aus einer Mauer, in die sie sich verkeilt hat. Wer bei der Beobachtung von Wildtieren, oder dem Wunsch sie zu fotografieren, keine Geduld aufbringen kann, ist möglicherweise eben mit einem anderen Hobby dann doch besser bedient. Das kann man jetzt als „Erhobenen Zeigefinger“ betrachten, oder eben als nett gemeinten Ratschlag in sein Gedankengut aufnehmen. Jeder so, wie er mag!

Aber wo ich gerade Dampf ablasse, vielleicht noch ein letzter Punkt
Völlig respektlos finde ich hier und anderenorts Bilder von Tieren, die wie Trophäen in den Händen gehalten werden. Sie werden dafür zwar nicht wie bei Großwild-Jägern erlegt, aber doch völlig unnötig gestresst. Auch etwas, was ich nur schwer nachvollziehen kann, dass man jede gefundene Schildkröte hoch in die Luft heben muss. Denn sie koten dann natürlich und verlieren dadurch Flüssigkeit, die sie vor allem im Sommer brauchen. Vielen scheint nicht klar zu sein, dass sowas auch zu Organschäden führen kann, wenn die Flüssigkeit nicht schnell wieder aufgenommen werden kann. Und genau das ist im Süden eben schwerer als im heimischen Freilandterrarium. Noch mehr als bei anderen Tieren scheinen Schildkröten oft mehr als „Spielzeug“ angesehen zu werden, denn als Wildtiere.
Wildtiere sind eben doch keine Gegenstände und Trophäenjagd gehört nach meiner Ansicht nicht zu den Tugenden eines Naturfreundes. Gleich ob ich mit jemandem bei Facebook oder auch im wahren Leben befreundet bin, stelle ich mir bei solchen Posts doch häufig die Frage, was diese Personen in dem Moment umtreibt. Man möge mir meine Ehrlichkeit verzeihen.

Text und Fotos: Benny Trapp.

 

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