Auf Schildkrötensafari mit Elke Wallrapp (Folge 76)

Als ich vor über sechs Jahren mit dem Schreiben dieser Serie begann, wusste keiner so genau, was daraus wird.
Die Safaris sollten die unterschiedlichen Schildkrötendarstellungen im öffentlichen Raum zeigen, bevor sie vielleicht durch Abriss, Vandalismus, Umbau oder Renovierung etc. einfach verschwinden. Sie führte uns bisher in viele große und kleine Städte, in die unterschiedlichsten Länder und Gegenden. Wer hätte gedacht, dass diese Serie eine weitere Bedeutung erhält:

Denn in dieser ungewissen Zeit ersetzt sie das reale Reisen. Zur Zeit können und sollen wir nirgendwo hin, und wir wissen nicht, wie lange dieser Zustand anhält.
Es bleiben uns tatsächlich nur wunderschöne Reiseberichte im Fernsehen oder auf sonstigen Kanälen, in Zeitschriften und Zeitungen, Fotos oder eben kleine Reisedetails, wie zum Beispiel hier auf dem Onlineportal Testudowelt. Sie helfen uns zu träumen und unsere Neugier auf die weite Welt zu befriedigen.

Schon immer gefiel es den Menschen unterhalten zu werden. Jede Epoche erfüllte dieses Verlangen auf eine andere Art und Weise. Heute schauen wir uns Filme an, gehen in Konzerte, Museen, Ausstellungen. Wir besuchen Restaurants, Clubs, Kneipen oder Tanzveranstaltungen und vieles mehr.

Im 17. Jahrhundert dagegen, waren die Möglichkeiten nicht so vielfältig und ausgefallene Ideen wurden zu besonderen Attraktionen.

Etwas südlich von Salzburg liegt das denkmalgeschützte Schloss Hellbrunn mit seinen einzigartigen Wasserspielen.
„Graf Markus Sittikus von Hohenems“ (1574-1619) ließ diese Anlage in der Zeit von 1613-1615 für seine Gäste bauen. Umgesetzt wurde das Projekt von dem Architekten und Bildhauer „Santino Solari“ (1576-1646).
Die vielen Brunnen, die versteckten Wasserspritzen und die mechanischen Apparaturen sollten seine Gäste überraschen, erfreuen und erstaunen.

Auch wir wollten überrascht werden, aber auch die Schildkröten anschauen, die bei den Wasserspielen zu finden sind.
Also nahmen wir an einer Führung teil und waren sehr gespannt. Heiß genug war es, so dass die möglichen Wasserduschen einen positiven Effekt hatten.

Die Führung beginnt immer am Fürstentisch und nur durch geschicktes Hinsetzen umgehen die Besucher eine Dusche. Manchmal von unten, manchmal aber auch von oben.
Der Besichtigungsweg schlängelt sich entlang der vielen Brunnen und Grotten und immer gibt es eine kleine Geschichten zu erzählen. Sie alle haben das gleiche Ende – ein Wasserstrahl oder gar eine Dusche.

Nach dem Besuch der fünf bedeutenden Grotten, hier ist auch das Wahrzeichen von Hellbrunn, das Germaul (blecherne Fratze, die mit den Augen rollt und den Besuchern die Zunge rausstreckt), zu sehen, geht die Führung den sogenannten Fürstenweg entlang.
Vor der Venusgrotte, können wir unsere ersten beiden Schildkröten (Landschildkröten) entdecken. Ein waagrechter Wasserstrahl verbindet ihre beiden Mäuler und es gelingt uns nicht, herauszufinden, welche Schildkröte das Wasser speit und welche es schluckt.


Ursprünglich stammen die aus Blei gefertigten Schildkröten aus dem 17. Jahrhundert und zwei weitere Exemplare können wir im Museum bewundern.

Und weiter geht es den Fürstenweg entlang, vorbei an den kleinen und großen mechanischen Theatern, die erst später entstanden sind.

Unser nächstes Ziel ist die Kronengrotte, auch Midasgrotte genannt. Hier soll sich die zweite Schildkröte befinden – Spannung ist angesagt.

Wir betreten den dunkleren Raum und sehen als erstes einen kleinen Felsen, der in der Mitte des Raumes steht. Auf der Spitze des Felsens befindet sich eine kegelförmige Messingkrone, mit fast einem Kilo Gewicht.
Der Fels ist mit allerlei „Wassergewürm“ verziert. Wir können eine Schlange, einen Frosch und unsere nächste Schildkröte, eine Sumpfschildkröte, entdecken.

Unser Guide betätigt einige Hebel und wie durch ein Wunder wird die goldfarbene Krone durch einen regulierbaren Wasserstrahl in die Höhe gehoben. Dort schwebt sie einige Zeit, bevor sie langsam wieder auf ihren ursprünglichen Platz landet.

Dieses Schauspiel soll den Aufstieg und den Fall der Macht (=Krone) symbolisieren.

Die Kronengrotte wurde erst von Erzbischof „Paris Graf von Lodron“ (1619-1653), dem Nachfolger von Markus Sittikus, nach dessen Tod fertiggestellt. Im Laufe der Zeit wurde die Felsendarstellung ein paar Mal verändert und die heutige Krone ist natürlich nicht mehr original.

Und auch hier spritzt das Wasser, genau dann, wenn wir es nicht erwarten.

Eine persönliche Bitte habe ich an alle Leser – wenn diese Krise vorbei ist und wir wieder reisen können und dürfen, unterstützt die Reisebüros vor Ort, denn sie brauchen jede Buchung!

Text und Bilder: Elke Wallrapp. Alle Rechte bei der Autorin