Richtiges Beenden der Winterstarre

Von Barbara Hentschke

Es ist März und so langsam beginnt das Ende der Winterstarre. Im Habitat sorgen milde Temperaturen und Sonnenschein dafür, dass sich die eingegrabenen Schildkröten langsam wieder an die Oberfläche begeben. Hier in Deutschland muss ich als Halter gegebenenfalls eingreifen. Es kommt immer darauf an, wo die Tiere starren.

1. Starre im Gewächshaus/Frühbeet mit Technik:

1.1. Die meisten Halter benutzen bei der Starre im Gewächshaus Laub oder Stroh für die Isolation. Was im Winter dafür sorgt, dass die Temperaturen stabil bleiben, die Überwinterungsgrube frostfrei bleibt, verhindert im Frühjahr das Aufwärmen der Erde unter dem Laub oder Stroh. Beides isoliert gut gegen die Kälte, aber auch gegen die Wärme. Ich selbst benutze in meinem Gewächshaus Stroh, da es deutlich besser isoliert als Laub. Ende Februar nehme ich ein Großteil des Strohs über der Überwinterungsgrube weg, sodass die Wärme durch die Sonne auch in der Erde ankommt. Dazu stelle ich die Umluftheizung auf 8 Grad. Nachts sollte es nicht kälter sein, tagsüber sorgt die Sonne für wärmere Temperaturen. Das ist alles an Arbeit, die ich zu Erledigen habe.
1.2. Jetzt warte ich ab, bis die Tiere von alleine auftauchen. Ist das erste Tier wach, schalte ich die Wärmlampen dazu, biete Wasser und Futter an. Die Umgebungstemperatur heize ich nun auf 10 Grad. Höhere Temperaturen sind nicht notwendig. Scheint tagsüber die Sonne, wärmt sich mein Gewächshaus schnell auf, scheint die Sonne mal nicht, bleiben die Tiere mal für ein paar Tage unter dem Stroh versteckt. Ich biete Wasser und Futter an.
Starre in gewohnter Umgebung ist die gesündeste und stressfreiste Art der Überwinterung. Stressfrei für die Tiere, aber auch für den Halter. Die Tiere wintern sich alleine ein und beenden die Starre, wenn die Zeit gekommen ist. Ich habe insgesamt 10 Schildkröten. Während ein Weibchen grundsätzlich Ende Februar auftaucht, lässt sich ein anderes Weibchen Zeit bis Anfang/Mitte März. Alles darf – nichts muss.

2. Starre im Kühlschrank – Gewächshaus und Frühbeet mit Technik ist vorhanden:

Die Tiere werden im Kühlschrank nicht von alleine wach. So habe ich bis zum Jahr 2013 die Tiere überwintern lassen. Ende Februar holte ich die Tiere aus dem Kühlschrank, setzte sie zurück ins Gewächshaus. Dort wieder in die Kuhlen, wo ich sie im Spätherbst ausgegraben hatte. Dann kommt etwas Laub darüber. Und dann verfährt man, wie oben in Punkt 1.2.
Diese Art der Starre habe ich jahrelang selbst praktiziert und kein Tier ist bei mir während der Starre verstorben. Da ich die Tiere immer erst sehr spät aus dem Gewächshaus in den Kühlschrank überführt habe, sie vor Beendigung der Starre dann wieder in ihre gewohnte Umgebung gesetzt habe, haben sie – soweit ich das beurteilen kann – gar nicht bemerkt, dass sie zwischenzeitlich im Kühlschrank saßen.

Starre im Kühlschrank – keine Technik im Gewächshaus/Frühbeet:
Das ist die ungünstigste Variante.
Ich bin ein großer Gegner von Übergangsgehegen. Da ich aber aus verschiedenen Facebookgruppen weiß, dass doch noch einige Halter keine Technik im Frühbeet haben, oder erst nach der Starre anfangen wollen was zu ändern, möchte ich hier doch beschreiben, wie man vorgeht.
Die Tiere werden aus dem Kühlschrank in ein Innengehege gesetzt. Dieses Gehege muss zwingend in einem ungenutzten Zimmer stehen, und hier muss die Heizung auf anfangs 8 Grad nachts gedrosselt werden. Eine gesunde Auswinterung im Wohnzimmer bei 20 Grad ist nicht möglich! Auch hier gibt man die Tiere in eine Ecke mit feuchter Gartenerde und legt etwas Stroh oder Laub über die Tiere.
1. Tag 1: Nachts 8 Grad, tagsüber 12 Grad, die Lampe noch nicht an.
2. Tag 2-4: Nachts 8 Grad, tagsüber 12 Grad, Lampe mittags für 2 Stunden an.
3. Ab dem 5. Tag: Nachts 8 Grad und tagsüber 12-14 Grad und die Lampen 4 Stunden an und dann jeden Tag eine Stunde länger, bis man bei 12 Stunden ist.
Sobald das erste Tier wach wird, bitte Futter und Wasser anbieten.
Innengehege ist nicht gleich Innengehege. Auch ein solches kann naturnah eingerichtet sein und man sollte auf jeden Fall eine sehr gute UV-Lampe anbieten. Geeignet sind die UV Lampen von Reptiles Expert oder Luck Reptile. Ich würde die 70 Watt-Version empfehlen. Sie gibt gut Wärme, UV und Licht ab. Zusätzlich muss zwingend noch mittels weiteren Lampen eine helle Ausleuchtung erreicht werden. Hierzu bieten sich 70 Watt HQI-Strahler aus dem Baumarkt an.
Bei den notwendigen Lampen kann man sich vorstellen, dass es in einem „100x40er Glaskasten“ unmöglich ist, UV und Helligkeit anzubieten, ohne dass die Tiere im eigenen Saft braten.

Daher muss so ein Innengehege nach oben offen sein. Es muss Gartenerde angeboten werden, die so hoch ist, dass sich die Tiere nachts vergraben können. Dazu sollte mit Pflanzen und Ästen eine Struktur eingebracht werden.
Wenn man die Tiere so auswintert, die Temperaturen im unteren Bereich belässt, kann man dann so ab April/Mai die Tiere in ihr Außengehege verbringen.

An dieser Stelle nochmals: Wer seine Schildkröten dauerhaft gesund auswintern möchte, der sollte nicht auf ein Gewächshaus/Frühbeet mit entsprechender Technik verzichten.

Text und Fotos: Barbara Hentschke. Alle Rechte bei der Autorin
Homepage: www.barbaras-testudofarm.de