Ich gebe zu – ich mache aus der Not eine Tugend. Dieser Beitrag ist nicht viel mehr als eine Bildersammlung, eine Verlegenheitslösung. Der September ist fast zu Ende, für diesen Montag, an dem ein neuer Text auf dieser Seite erscheinen soll, ist nichts vorhanden. Alle Beiträge von Gastautoren wurden veröffentlicht, nichts liegt auf Halde, dass ich vorziehen könnte. Ich bin sozusagen blank.
Auf der anderen Seite habe ich auch selbst nichts mehr, über das ich hätte schreiben können (oder wollen). Ohnehin bin ich zeitlich stark eingeschränkt, beruflich zum einen aber auch mit zahlreichen privaten Projekten. Ein neues Buch will zu Ende geschrieben werden, ein weiteres drängt sich vor, drängt sich dazwischen – eines, das mit viel Disziplin, gnädigen Lektoren und Korrektoren sowie einem unternehmungslustigen Verleger schon im kommenden Jahr auf dem Markt erscheinen könnte. Es geht, soviel sei verraten, mal wieder um Schildkröten, allerdings weder um Mistviecher noch Goldstücke, auch nicht um Püppis, nicht um Erlebtes, Anekdotisches.
Daher gibt es heute einfach nur einen Bilderbogen – die Fotos sind allesamt am vergangenen Wochenende entstanden – Tage im September. Noch einmal blühte bei uns im Großraum München der Spätsommer auf. Tagestemperaturen von über 22 °C, unter direkter Sonneneinstrahlung auch deutlich darüber. Bestes Freibadwetter. Wer mich kennt, weiß, was das heißt.
In den frühen Morgenstunden aber liegen die meisten Teile des Geheges noch im Schatten. Die Erde ist feucht vom Regen der vorherigen Tage, Tau liegt auf den Pflanzen. Wie immer nehme ich mir vor, die Pflanzen nun endlich kräftig zurückzuschneiden. Zeit wird’s. Aber es reut mich, wenn ich dann tagsüber sehe, welch emsiger Insektenbetrieb noch immer auf dem Lavendel, den letzten Blüten des Somemrflieders und des Fingerstrauchs stattfindet.
Hell erleuchtet und schon in der Sonne stehen dies Frühbeet und warten auf die ersten „Gäste“.
Die aber lassen sich Zeit. Sie werden zu regelrechten Spätaufstehern. Im Hochsommer können sie nicht früh genug unterwegs sein, man sieht sie schon gegen 7 Uhr durch die Gehege streifen. Jetzt aber sind sie noch über eine Stunde später an ihren Schlafplätzen.
Deckel auf – ein Blick in das Schlafhaus. Alle noch am Platz. Ein paar Eimer Erde könnte ich auch nachlegen, scheint mir. Es gibt immer etwas zu tun.
Doch dann kommt Leben in die „Bude“ – die ersten Tiere tauchen im Freien auf, nachdem sie sich unter dem Strahler auf Temperatur gebracht haben. Ein Rundgang, ein Erkundigungsgang – viel gefressen wird nicht (mehr). Löwenzahn, der jetzt noch wächst, hat gute Chancen, Blätter auszubilden, die nicht sofort abgebissen und verspeist werden.
Die ersten braunen Blätter fallen ins Gehege, unter den Pflanzen bleibt die Erde feucht, die Schildkröten werden, wenn sie unter Rosmarin, Fingerstrauch, Frauenmantel, Ziergräsern etc. hindurch kriechen, immer wieder nass. Um so wichtiger ist es, Pflanzen zurückzuschneiden und Sonnenplätze zum Aufwärmen im Gehege zu haben.
Auch der Nachwuchs vom letzten Jahr lässt sich sehen. Zögerlich, immer in der Nähe von Versteckplätzen, immer in Deckung.
Eher selten treffe ich einen der nicht mehr ganz so kleinen Winzlinge auf offener Fläche an. Auch sie sind träger geworden, fressen aber noch viel, proportional zu ihrer Größe mehr als die Elterntiere – jedenfalls kommt es mir so vor.
Noch immer sind die Tiere kaum mehr als ein Händchen voll Schildkröte – im kommenden Jahr werde ich wohl auch die letzten verbliebenen Tiere abgeben. Eine Interessentin habe ich schon, die sich den Winter über in die Materie einlesen und ein Gehege bauen möchte.
Irgendwann aber erwische ich alle draußen. Ihre bevorzugten Plätze sind jetzt die trockenen, warmen, sonnigen Bereiche in den Gehegen.
Kaum aber, dass die Schatten länger werden, ziehen sich die Tiere unter die Strahler in den Frühbeeten zurück. Schalten diese sich zeitschaltuhrgesteuert ab, sind die Schildkröten keine Viertelstunde später in ihren Schlafgruben verschwunden.
Text und alle Bilder: Lutz Prauser. Alle Rechte beim Autor.