Von Torsten Kiefer
Seit 2001 halten wir Testudo hermanni boettgeri. Angefangen mit zwei Tieren in einem Freigehege sind es mittlerweile 10 adulte Tiere in zwei getrennte Gehege und ein Gehege für unseren Kindergarten. Die zwei Freigehege für die adulten Tiere sind besetzt durch eine reine Männer-WG und eine gemischte Gruppe von 4 Weibchen und zwei Männchen. Insgesamt sind es ca. 100 qm für beide Gehege (mit viel Luft nach oben!)
Jedes Tier hat einen Namen. Aber eher für die Dokumentation, da ich mir Namen wirklich nur sehr schwer merken kann (oder will). Was bringt es mir? Die Tiere hören nicht auf ihre Namen und machen doch eh was sie wollen!
Allerdings gibt es zwei Ausnahmen:
Die eine ist unsere Susi! Ein wunderschönes ca. 58-jähriges THB-Weibchen. Susi kam vor 7 Jahre zu uns. Eine ältere Dame, die Susi selbst schon ca. 50 Jahre hielt, konnte sich leider nicht mehr um das Tier so kümmern und über ihren Sohn (einen ehemaligen Arbeitskollegen von mir) wurde der Kontakt zu uns hergestellt. Bei solch einer Schönheit konnten wir natürlich nicht nein sagen und nahmen das Tier auf. Nach einer Quarantänezeit von einem Jahr kam Susi dann zur gemischten Gruppe und hat sich super eingelebt. Es ist schön, das sich die vorherige Besitzerin immer noch bei meiner Frau nach Susi fragt und wie es ihr geht.
Die andere Ausnahme:Zeus-Schrecken der Nachbarn!
Zeus ist ein 20-jähriges THB-Männchen. Er war mit Kasio zusammen (jetzt musste ich erst wieder in den Unterlagen schauen, ob der Name stimmt!) unsere erste griechische Landschildkröte! Also treibt er schon seit knapp 19 Jahren sein Unwesen im Hunsrück.
Die ersten Jahre lief allerdings alles in geordneten Bahnen. Ein Jahr später, im Jahr 2002, bekamen wir dann noch zwei Jungtiere vom selben Züchter in der Hoffnung, das von den vieren auch Weibchen dabei sind. Mit den Jahren stellte sich aber dann heraus, dass alle vier Männchen sind. Eine reine Männergruppe birgt ja so seine Gefahren, aber unsere Vier lebten (mal von kleinen Raufereien abgesehen) friedlich miteinander. Bis zum Jahr 2009 funktionierte das wunderbar! Das Gehege wurde immer mal wieder vergrößert und dementsprechend strukturiert, damit sich Tiere auch mal immer wieder aus dem Weg können.
Das Jahr 2009 änderte dann alles. Von einer lieben Züchterin aus der Nähe von Frankfurt bekam ich zwei Weibchen und ein Männchen! Ein eigenes Freigehege mit Alltop-Frühbeet (mit Verlängerung) wurde extra angelegt. Während sich drei unserer „alten“ Männer weiterhin „normal“ benahmen, schienen bei Zeus die Hormone etwas verrückt zu spielen. Er versuchte das eine oder andere mal über die Mauer zu den Damen hüpfen zu wollen. Und tatsächlich schaffte er es das eine oder andere mal auch dort anzukommen. Etwas verdutzt sah ich ihn dann abends im Frühbeet bei den Damen liegen. Das andere neue Männchen (Ich nenn es mal „Schlafmütze“) schien das alles nicht zu interessieren und war wohl nur froh, seine Ruhe zu haben.
Unsere Susi zog im Jahr 2012 bei uns ein. Nach einem Quarantänejahr und dem Bau eines Schildkrötenhauses im Jahr 2013 hatte ich in diesem Gehege nun 3 Weibchen und eine Schlafmütze als Männchen. Zeus war nun vollends durch den Wind, da er nun nicht mehr einfach zu den Damen hüpfen konnte. Er versuchte nun an den Pflanzsteinen, die als Abgrenzung dienen, hinaufzuklettern. Gelang ihm bis dahin nicht! (wir haben zwei Reihen Pflanzsteine übereinander). Ich konnte allerdings Zeus nicht so den ganzen Tag unruhig laufen und klettern lassen und überlegte, was ich am besten tun könnte.
Ich versuchte es, indem ich Zeus und die „Schlafmütze“ tauschte. Doch leider klappte das überhaupt nicht, da die Männergruppe die „Schlafmütze“ laufend attackierte und er sich nicht wehrte. Also wieder auf Anfang.
Fortsetzung kommenden Montag.
Text und alle Bilder: Torsten Kiefer. Alle Rechte beim Autor.