Technik für europäische Landschildkröten – ja oder nein?

Von Barbara Hentschke

Rund um das Thema Lampen/Technik gibt es in den sozialen Netzwerken fast täglich eine Diskussion. Leider ist es kaum möglich, sachlich über dieses Thema zu diskutieren, es endet meist im Streit.

Erst mal die Fakten: Europäische Landschildkröten kommen bei uns nicht vor, und das liegt an den klimatischen Verhältnissen hier in Deutschland. Schildkröten sind wechselwarme Tiere, sie können ihre Körpertemperatur nicht selbständig halten. Sie regulieren ihre Körperwärme, in dem sie zwischen wärmeren und kühleren Bereichen wechseln. Schildkröten kommen aus Gegenden, in denen es deutlich wärmer ist und mehr Sonnenstunden hat, als hier in Deutschland. Die fehlenden Sonnenstunden im Frühling und auch im Spätherbst müssen hier in Deutschland ausgeglichen werden. Während wir hier in Deutschland meist schon im Oktober unsere Wohnungen heizen müssen, seht man in den Habitaten noch Schildkröten in der Sonne liegen. Im Mittel hat es z.B. im Griechenland noch über 20 Grad im Oktober.

Heute ist der 19. Mai 2019, es ist 12.00 Uhr, bei uns in Deutschland sind doch immerhin 19 Grad, aber leider lässt sich die Sonne nicht blicken. Und das am 19. Mai. Ein Blick in die Wettervorhersage für Griechenland zeigt mir: heute volle Sonne und 24 – 28 Grad.

Muss ich jetzt die Lampen anschalten?

Das kann man so pauschal nicht sagen.
Es kommt auf die klimatischen Bedingungen des Wohnortes an. Es kommt auf die Lage des Geheges an. Habe ich eine volle sonnige Lage oder kommt die Sonne erst später im Gehege an? Und ganz wichtig: Wie gut oder schlecht ist mein Frühbeet/Gewächshaus? Als dies muss ich bei mir berücksichtigen, um dann zu entscheiden, ob ich die Lampen anmache oder eben auch nicht.

Wuppertal liegt noch einigermaßen günstig, mein Gehege hat volle sonnige Lage und mein Gewächshaus ist selbstgebaut und hat 16 mm Dreifachstegplatten. Aufgrund der Bauweise habe ich auch kaum Wärmeverlust und mein Gewächshaus speichert die Wärme sehr lang.
Ich weiß aber nie genau, wie sich das Wetter im Laufe des Tages verändert. Also würde ich morgens die Lampen anmachen, weil es kühl und regnerisch ist, im Laufe des Tages kommt aber dann doch die Sonne durch und mein Gewächshaus wärmt sich passend auf. Ich bin aber auf der Arbeit, ich kann also die Lampen nicht ausschalten. Aus diesem Grunde behelfe ich mir mit Technik. Die Lampen hängen an einer Zeitschaltuhr (7.00 Uhr – 18.00 Uhr). In diese Zeitschaltuhr kommt der UT 300. Der ist so programmiert, dass bei unter 25 Grad die Lampen anschalten und bei 30 Grad die Lampen wieder ausschalten. Der Fühler des UT 300 hängt an der wärmsten Stelle im Gewächshaus. So stelle ich sicher, dass sich die Lampen bei Bedarf anschalten oder eben auch ausschalten, wenn es warm genug ist.

Ich verbrauche also nicht unnötig Strom, was mir sehr wichtig ist. Jeden morgen schaue ich in die Wetterkarte für Griechenland. Ist dort für den Tag Regen und kühlere Temperaturen angesagt, schalte ich auch bei mir die Lampen aus.
Ich habe insgesamt 7 Lampen im Einsatz. Sie hängen an verschiedenen Stellen im Gewächshaus. Es gibt einen großen Tisch, unter dem 5 Lampen hängen, so geht die Wärme nicht nach oben verloren. Und dann gibt es jeweils noch eine Lampe über den beiden Legehügeln im Gewächshaus. Sowohl unter dem Lampentisch als auch in den beiden Legehügeln werden die Eier bevorzugt vergraben. Die erste Eiablage erfolgt bei mir meist Anfang/Mitte Mai.
Und oft ist es dann im Freigehege ungemütlich (wie heute) und die Tiere haben dann trotzdem die Möglichkeit, ihre Eier im Gewächshaus loszuwerden. Und dass sie genau unter den Lampen legen zeigt mir, dass die Lampen für meine Tiere notwendig und gut sind.

Zusätzlich zu den Lampen benutze ich eine Gewächshausumluftheizung. Diese ist ebenfalls mit einem UT 300 verbunden. Hier variiere ich die Temperaturen je nach Jahreszeit. Im Frühling steht die Umluftheizung auf 12 Grad, im Sommer auf 15 Grad und im Herbst dann wieder auf 12 Grad. Im Spätherbst – meist so ab Ende Oktober) steht die Umluftheizung dann auf 8 Grad. Sind alle Tiere vergraben, schalte ich die Umluftheizung dann ganz aus.
Warum betreibe ich diesen Aufwand mit Lampen und Heizung?
Ich denke es ist unstreitig, dass dauerhaft zu kalte Haltung die Nieren schädigt. Ich habe zu diesem Thema schon viele Tierarztvorträge gehört, die genau dies bestätigen. Äußerlich sieht man den Tieren nicht an, ob die Nieren gesund sind. Auch wunderschöne und gut gewachsene Schildkröten können todkrank sein. Ich hatte hierzu schon einmal einen Bericht in der Testudowelt geschrieben.
Ich möchte gesunde Tiere und die sollen uralt werden. Um das zu gewährleisen, habe ich Lampen und Heizung im Einsatz. So bin ich auf der sicheren Seite, meinen Schildkröten ein langes Leben hier in Gefangenschaft zu ermöglichen. Und dank Zeitschaltuhr und UT 300 verbrauche ich nicht unnötig Strom.
Jeder muss für sich und seine Tiere entscheiden, wie er diese hält, ob er Technik einsetzt oder nicht. Hier bei mir in Wuppertal geht es nicht. Ob es z.B. In Freiburg geht, welches ja die wärmste Stadt in Deutschland sein soll, kann ich nicht beurteilen. Aber wenn ich mir die Klimatabelle für Freiburg anschaue, sehe ich, dass auch hier der Frühling und der Herbst deutlich kühler ist als in den Habitaten, hier auch unter Umständen Lampen eingesetzt werden müssen.

Text und alle Bilder: Barbara Hentschke. Alle Rechte bei der Autorin

4 Kommentare


  1. Gleiche Temperaturen in der Schildkrötenhaltung wie in den Habitaten nicht nötig
    Zunächst zum Punkt Energieeinsparung: wenn das Schildkröten-Gewächshaus der Autorin aus 16-mm-Dreifach-Stegplatten gebaut ist und über eine Umluftheizung verfügt, dann erscheinen mir sieben Strahler übertrieben zu sein. Ich hatte in meinem Sternschildkröten-Frühbeet bei ausgeschalteter 100-W-Lampe (der einzigen !) im Sommer an sonnigen Tagen bei geschlossenem Deckel schon mittags rund 55 °C, doch die Tiere konnten sich jederzeit durch die tagsüber geöffnete Tür ins anschließende Freigelände begeben und dort Schattenplätze aufsuchen. Der Tisch über den Lampen wird die warme Luft nicht davon abhalten, nach oben zu steigen, mit der Folge eines (unnötig) großen Temperaturunterschieds zwischen oben und unten am Boden, dort wo sich die Schildkröten aufhalten.
    Unnötig ist aus meiner jahrzehntelangen Erfahrung die Praxis, täglich die Lufttemperaturen im natürlichen Verbreitungsraum der Tiere abzufragen und zu versuchen, dann jeweils diese Werte im Gewächshaus einzustellen. Es schadet den Tieren nämlich nicht, wenn ihre Darm-Passagezeiten aufgrund etwas niedrigerer Haltungstemperaturen etwas länger sein sollten als im natürlichen Habitat. Übrigens: auch zu hohe Haltungstemperaturen können die Darmpassage verlangsamen. Wie auch immer, Landschildkröten passen sich an die Bedingungen in der Haltung hierzulande sehr gut an, auch wenn die Lufttemperaturen ein paar Grad niedriger sind als in Südeuropa. Man kann dies z.B. sehr gut am Verhalten von in Zoos gehaltenen Riesenschildkröten im Winter beobachten, die trotz hoher Ganzjahres-Temperaturen auf ihren äquatornahen Ursprungsinseln gerne durch ihr verschneites Freigelände stapfen.
    Horst Köhler, Friedberg


  2. Heute und auch die letzten Tage sind es in Süditalien 13 °C und Nebel. Dort leben -wenn auch wenige- Testudo hermanni hermanni.
    Griechenland hat verschiedene Temperaturzonen, die sich deutlich unterscheiden.

    Ich finde es nicht einfach, sich mit den Temperaturen in unseren Gehegen/Frühbeeten/Gewächshäusern an den Herkunftsländern zu orientieren.


  3. Manche elektrischen Details sollte man nicht von Nahem fotografieren.
    Man outet sich so als Murkser.

    El. Anlagen gehören in Fachhände, wenn die Bude abfackelt haben die Tiere auch nichts davon.


  4. hallo,
    schöner bericht und gut erklärt,
    aber I.
    jeden morgen den griechischen
    wetterbericht anschauen ist
    m.e. etwas übertrieben
    aber II.
    jede jeck is anders☘️

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