Bordeaux ist für mich immer eine Reise wert – nicht nur wegen seiner hervorragenden Weine, seiner schönen Altstadt mit den vielen lebendigen Plätzen und der neuen beeindruckenden Wasserpromenade an der Gironde, sondern auch wegen seiner vielen Brunnen.
Etwas abseits der üblichen touristischen Pfade befindet sich der nahezu dreieckige Platz „Amédée-Larrieu“, eingerahmt von den Straßen „Rue Louis Mie“, „Rue de Pessac“ und „Rue de Belfort“.
In seiner Mitte steht ein sehr interessanter, recht unbekannter Brunnen, der „Burdigala“ (alter gallischer Name der Stadt Bordeaux) genannt wird.
Er ist mit Symbolen und Zeichen überhäuft, die auf die Region und ihre Besonderheiten hinweisen.
Auf einer riesigen Austernschale, die von zwei Tritonen getragen wird, sitzt eine fast nackte Frau, die von Putten und Satyrn umgeben ist.
Sie legt Weintrauben in den Rückenkorb eines der Knaben.
Die Rückseite der Brunnenfigur zeigt ein, mit regionalen Produkten (z.B. Weinreben, Schnecken, Muscheln, Pilze…), beladenes Segelboot. Auch hier sehen wir eine nackte Frau, die auf dem Boot liegt und das Ruder hält. Am Bug des Schiffes können wir einen Widderkopf ausmachen, der die Fruchtbarkeit symbolisiert.
Auch das Wappen von Bordeaux und ein Fass Wein sind zu sehen.
Aus verschiedenen Richtungen und Höhen wird Wasser in das Brunnenbecken gespritzt.
Von oben strömt Wasser aus einer Amphore, ein Satyr spritzt Wasser aus seinem Mund und auch eine Landschildkröte speit Wasser.
Ihr Kopfbereich ist nur angedeutet und grob dargestellt.
Obwohl Landschildkröten in diesem Teil von Frankreich nicht heimisch sind, findet eine Schildkröte hier ihren Platz, denn Sie soll die Unsterblichkeit und Weisheit repräsentieren.
Im Hintergrund unseres „Schildkrötenbrunnens“ können wir ein Gebäude mit Pfosten und Eisenarbeiten im Jugendstil sehen. Auch hier sind zwei kleinere Brunnen zu entdecken.
Der Platz „Amédée-Larrieu“ wurde von den beiden Architekten Edouard Bauhain (1864-1930) und Raymond Barbaud (1860-1927) entworfen, die Statuen schuf der Bildhauer
Raoul Verlet (1857-1923).
Entstanden ist dieser Platz mit seinen Brunnen, weil Eugène Larrieu, ehemaliger Besitzer des „Chateau Haut-Brion“ nach seinem Tod im Jahr 1896, der Stadt Bordeaux 150 000 Franc vermachte.
Sie bekam den Auftrag einen Brunnen zu Ehren seines Vaters „Amédée Larrieu“ (1807-1873, Winzer und ehemaliger Präfekt von Bordeaux) zu gestalten.
Der Platz und der „Burdigala“ wurden 1901 errichtet und am 15.05.1902 eingeweiht.
2006 wurde er, als ein wichtiger Treffpunkt in diesem Bezirk, neu gestaltet.
Text und Fotos: Elke Wallrapp. Alle Rechte bei der Autorin.