Thorsten Geiers neues Buch: Der Schildkrötengärtner

tg-sg-01Wie jetzt?
Noch ein Buch über die richtige Ernährung von Landschildkröten? Noch ein Pflanzenführer?
Nach Carolin Dennerts Klassiker, Marion Minch, Wolfgang Wegehaupt und Ricarda Schramm ist ein weiteres Buch über Schildkrötenfutterpflanzen auf dem Markt erschienen. Es geht, so kündigt der Verlag an, um naturnahe Ernährung Europäischer Landschildkröten. Portraitiert werden 65 geeignete Futterpflanzen, dazu gibt es umfangreiche Tipps und Tricks zur Pflanzenzucht, Informationen zum Fressverhalten in der Natur, ungeeigneten und giftigen Pflanzen und allgemeine Empfehlungen zum Futtermanagement.tg-sg-03
Das alles – könnte man meinen – steht auch schon in dem einen oder dem anderen Ratgeber. Warum jetzt noch einer?
Lohnt sich das?

Die Antwort lautet unbedingt: Ja!
Interessanterweise haben alle bisherigen Bücher ihre Schwerpunkte sehr unterschiedlich gelegt, so dass sie sich aufs Trefflichste einander ergänzen. Das Neue an Thorsten Geiers Buch ist,dass der Schwerpunkt nicht auf der Beschreibung der Pflanzen liegt, sondern auf deren Beschaffung, Anzucht, Pflege und Vermehrung. „Dabei soll es nicht darum gehen, dass Sie plötzlich alle (ggf. für Sie neue) im Buch vorgeschlagenen Pflanzen umgehend im Garten ausprobieren müssen“, schreibt der Autor im Vorwort. „Das Testen neuer Pflanzen darf gerne über einen längeren Zeitraum – vielleicht sogar über mehrere Jahre geschehen.“

Besonders hervorzuheben sind zwei Aspekte: Zum Einen greift Thorsten Geier viele Fragestellungen, die immer wieder im Internet in Foren- und Facebookdiskussionen auftauchen, wieder auf. Es ist dem Buch deutlich anzumerken, dass der Autor sich sehr intensiv mit diesen Diskussionen beschäftigt hat und daraus Fragen von Anfängern und Antworten erfahrener Halter entnommen hat und diese anhand der eigenen Erfahrungen zu beantworten sucht. Gerade im Kapitel Irrtümer der Ernährung greift er viel von dem auf, was im Netz zu lesen ist und räumt mit ständig wiederkehrenden, zum Teil seit Jahren bestehenden Ernährungsfehlern bzw. Fehleinschätzungen im Verhalten der Europäischen Landschildkröten auf. Das macht das Buch gerade auch für Einsteiger zu einem wertvollen Ratgeber.

Und entgegen dem allgemeinen Usus in der Ratgeberliteratur verfolgt Thorsten Geier auch hier die gleiche Linie wie in seinen vorangegangen Büchern: Er schildert seine Erfahrungen und Beobchtungen, räumt aber immer ein, dass eben nur die eigenen sind, das andere Halter Einiges anders machen, und dass es zahlreiche Wege zu einer artgerechten und naturnahen Ernährung von Schildkröten gibt. Seine Devise lautet: Ich mache das so, weil… Das hebt sich wohltuend von dem Man muss das unbedingt so machen, weil… , wie man es bisweilen in Ratgebern zur Schildkrötenhaltung und mit vehementer Regelmäßigkeit in Internetdiskussionen liest, ab.
Natürlich bezieht er klar Positionen, und zeigt die No Gos der Ernährung der Schildkröten auf,  aber Thorsten Geier verweist oft auch  darauf, dass vieles von dem, wie er sein Futtermanagement betreibt, nicht zwingend allgemein gültig sein muss.

Das öffnet der Diskussion um einige Fragen Raum und diskreditiert Standpunkte und Erfahrungen andere erfahrene Halter, die manche Dinge anders praktizieren nicht. Aber damit liefert er Lesern, die auf der Suche nach schnellen und verbindlichen Antworten suchen, solche eben auch nicht. Und das ist richtig so.
Ein Beispiel: In der Fragestellung um giftige oder ungeeignete Pflanzen spricht er lediglich Ratschläge und seine persönliche Meinung aus, räumt gleichzeitig aber ein, dass diverse Pflanzen, die er aus dem Gehege entfernen würde, in den natürlichen Schildkrötenhabitaten durchaus vorhanden sind (z.B. Efeu oder Ginster).Zur regelmäßig diskutierten Akelei, ob diese eine Futterpflanze ist oder nicht, gibt es kein klares „Ja“ oder klares „Nein“. Das Buch bleibt an dieser Stelle die deutliche Antwort schuldig. Aber genau das ist die Stärke. Thorsten Geier fasst zusammen, was Stand der Diskussion unter Haltern ist und schildert, wie er es selbst handhabt. Letztlich entlässt er damit den Leser weder aus der Entscheidung noch der Verantwortung dafür.

Die Zusammenstellung der Futterpflanzen konzentriert sich auf die Arten, die Geier selbst im Garten und im Gehege angebauet hat, Pflanzen, die von seinen Tieren erprobt sind.. Bei den reichhaltig bebilderten Portraits der Pflanzen finden sich viele wertvolle Gärtnertipps, aber auch viele Erfahrungen, ob diese oder jene Pflanze von seinen Tieren besonders gern oder eher zögerlich gefressen wird. tg-sg-02
Als Pflanzenführer oder -bestimmbuch ist Der Schildkröten-Gärtner nur sehr bedingt geeignet, aber diesen Ansatz verfolgt das Buch auch nicht. Es soll vielmehr ganz praktische Erfahrungen mit den einzelnen Arten schildern und dem Leser den Blick auf ebenfalls geeignete Pflanzen lenken helfen. Es weckt die Lust, das eigene Futterspektrum deutlich zu erweitern: Nicht zuletzt wegen der vielen Fotos, die die Pflanzen im Gehege zeigen oder Tiere, die die Pflanzen fressen. Zudem werden auch zahlreiche als Futter geeignete Pflanzen vorgestellt, die nicht zu den typischen heimischen Wildkräutern gehören sondern die in Gärtnereien gekauft werden können (Studentenblume, Funkie, Sonnenhut, Weinrebe u.v.m.). Insofern ergänzt Der Schildkröten-Gärtner perfekt die bisherige Futterpflanzenliteratur.

 


Geier, Thorsten: Der Schildkröten-Gärtner – Naturnahe Ernährung Europäischer Landschildkröten: Über 65 geeignete Futterpflanzen sowie Anleitungen, Tipps und Tricks zur erfolgreichen Pflanzenzucht Ratgeber zur Haltung Europäischer Landschildkröten,
24,80 €
Seiten: 301; Fotos: 506;
Bindung: Broschiert; Sprache: Deutsch; Auflage: 1. Auflage;
Erschienen am 18.07.2016
ISBN-10: 3944484096
ISBN-13: 978-3944484099


Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich und kann direkt über diesen Link bestellt werden:

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