Calciumernährung (#9): Knochen kochen…

Knochen stellen, wie wir in der vergangenen Folge unserer Serie bereits zum Thema berichtet haben, ein geeignetes Nahrungsergänzungsmittel zur Calciumernährung für Schildkröten dar.

Wer Knochen in seinem Schildkrötengehege ausbringen will, sollte allerdings ein paar Hinweise befolgen, will er sich die eine oder andere böse Überraschung ersparen. Aus diesem Grund möchten wir in diesem Beitrag ein paar praktische Tipps zum „Knochen kochen“ geben.

Anregt durch eine Idee einer befreundeten Schildkrötenhalterin aus München habe ich vor mehreren Jahren angefangen, meinen Griechischen Landschildkröten Knochen anzubieten. Grundsätzlich verwende ich dazu nur Knochen, die ich vom Metzger meines Vertrauens bekommen habe. Natürlich kann ich so nicht sicherstellen, dass die Schlachttiere völlig medikamentfrei großgezogen und gehalten wurden, aber sie stammen zumindest aus einer naturnahen Haltung, so dass ich nicht die Sorge habe, mit den Knochen Antibiotikabomben im Gehege zu verteilen.

Hin und wieder lasse ich mir von dem Metzger ein Tütchen Rinderknochen (Mark- und Sandknochen) geben, diese bekomme ich meistens sogar geschenkt. Hin und wieder verwende ich Suppenknochen, die wir ohnehin kaufen mussten. Die ehemaligen Suppenknochen, die bereits für die Suppe ausgekocht wurden, koche  ich danach noch einmal längere Zeit im sprudelnden Wasser.  Das Wasser wechsle ich dabei zwei bis dreimal aus.

Anschließend reinige ich die Knochenstücke akribisch von allen Fleischrückständen im Spülbecken. Bewährt hat es sich, die Knochen dabei mit einer spitzen Zange (z.b. Telefonzange) zu greifen und mit einer Drahtbürste (z.B. zum Reinigen von Grillrosten) abzubürsten. Fassen Sie, wenn Sie mit der Drahtbürste hantieren, die Knochen nicht mit bloßen Fingern an. Eine abgerutschte Bürste kann zu unangenehmen Verletzungen an der Hand führen.

Dieses Beseitigen der letzten Fleischreste soll nicht in erster Linie die Schildkröten davon abhalten, etwa ein winziges Stück fleischliche Faser zu sich zu nehmen. Das lässt sich angesichts von Regenwürmern und Schnecken im Gehege ohnehin nicht konsequent durchführen. Mir ist es wichtig, dass die Knochen rückständefrei ins Gehege kommen, damit ich nicht etwaige andere Tiere (z.B. Ratten, Marder, aber auch Insekten) anlocke.

Ganz abgesehen davon entwickeln Fleichstücke, wenn sie in der Sonne liegen, einen extrem unangenehmen Geruch. Das möchte ich vermeiden.
Die fertigen Knochenstücke lasse ich, bevor ich sie ins Gehege bringe, noch eine Zeitlang (etwa zwei bis vier Wochen) auf einem Kunststoffbrett in der Sonne, zumindest aber im Trockenen, im Freien liegen und „ausdünsten“. Das ist auch eine gute Gelegenheit, zu überprüfen, ob sie Fliegen, Wespen oder Ameisen anlocken.
Wenn die Knochenstücke dann fertig sind, durchbohre ich sie mit der Bohrmaschine mit einem Holzbohrer. Durch die Bohrlöcher stecke ich Erdnägel, die man im Handel für Campingbedarf erwerben kann. Mit diesen Erdnägeln werden die Knochenstücke anschließend im Gehege befestigt, damit die Tiere diese relativ kleinen Knochenstücke auch tatsächlich abnagen können.
Fixiert man die kleinen Knochenstücke nicht, würden die Schildkröten nicht in der Lage sein, sie abzunagen. Sie würden sie nur vor „sich herschieben“, was letztlich Stress verursacht und für die Tiere ziemlich „frustrierend“ ist. Denn diese Knochenstücke haben natürlich nicht das Gewicht, das die großen Knochen im Habitat haben.

Die Knochen bleiben Sommer wie Winter im Gehege, die Witterung macht sie mit der Dauer immer poröser. Auch Knochenstücke, die bereits ein paar Jahre im Gehege gelegen haben, werden von meinen Schildkröten gezielt angesteuert und angenagt. Hin und wieder ergänze ich den Bestand durch ein paar neue Knochenstücke, die dann allerdings dank ihres noch vorhandenen Aromas wesentlich begehrter sind.

Achtung: Wie bereits im vorangegangenen Beitrag erwähnt, müssen Halter von Jungtieren genau beobachten, ob diese sich nicht duch fortgesetztes Nagen an Knochen die noch weichen Hornscheiden zu sehr abwetzen.

Von Ricarda Schramm kommt folgende Ergänzung: Ich habe keine Rinderknochen verwendet, Schweine- schon gar nicht, sondern nur Wild- oder Lammknochen. Diese habe ich nicht abgekocht, sondern für mindestens ein Jahr in meinem Kompost eingegraben, bevor ich sie ins Gehege legte. Dadurch wurden sie sauber und mürbe. Allerdings waren meine Schildkröten nie wirklich so wild darauf. Ich verwende deshalb nur Wild- und Lammknochen, weil diese wirklich frei von Rückständen wie Antibiotika etc. sind.

Weiter geht es in Teil 10 im kommenden Monat mit dem wohl bekanntesten und am meisten verwendeten Nahrungsergänzungsmittel: Mit Sepiaschulp.

Text und alle Fotos: Lutz Prauser

Alle Teile im Überblick und mit direkter Verlinkung in die Beiträge:

Teil 1: Was ist Kalk
Dieser Teil beantwortet im wesentlichen, was dieser „Kalk“ eigentlich ist, den Schildkröten zu dringend benötigen. „Kalk“ ist schließlich nicht gleich „Kalk“…

Teil 2 Wie wird Calciumcarbonat „verdaut“?
Wie spaltet sich das Cartbonat? Wie gelangt es in den Körper von Säugetieren und wie ist das bei Schildkröten?

Teil 3: Wozu brauchen Schildkröten Calciumcarbonat?
Warum ist es wichtig, dass Schildkröten ausreichend Calciumcarbonat bekommen?

Teil 4: Calcium und Phosphor – Wie gehört das zusammen?
Man darf das Eine nicht ohne das Andere sehen…

Teil 5:Calcium und Oxalsäure – alles Rhabarber?
Anmerkungen vor den fortgesetzten Warnungen vor zuviel Oxalsäure in der Nahrung.

Teil 6: Natürliche Calciumquellen
Wo finden sich in der natürlichen Ernährung von Schildkröten Spuren von Calcium?

Teil 7: Die Eierschalenfrage
Der Dauerbrenner: Soll man Eierschalen ins Gehege geben?

Teil 8: „Knochen kauen“
Knochen als Calciumquelle für Schildkröten.

Teil 9: „Knochen kochen“
Praktische Empfehlungen zum richtigen Abkochen von Knochen

Teil 10: Schulp – Die Wunderwaffe
Sepiaschulp – Die meistverbreitete Nahrungsergänzung

Teil 11: Schnckenhäuser, Muschelbruch, Perlen
Kristallines Calciumcarbonat für Schildkröten?

Teil 12: Algenkalk und Präparate aus Algenkalk
Alternative Calciumquellen.

3 Kommentare


  1. Hallo Lutz Prauser,

    zu erst möchte ich mich für deine mühe bedanken das Thema Calcium so ausführlich zu behandeln.

    Ich nehme schon seit Jahren Knochen, aber genau wie Ricarda Schramm nur von Wildtieren. Weil diese ohne Medikamente o.ä. aufwachsen.
    Um z.B. an Wildschweinknochen zu kommen habe ich Kontakt zu einigen Förstern die mir Kostenlos Wildschweinknochen überlassen.
    Die Knochen lege ich ca. 1 – 2 Jahre in den Komposter und dann werden sie abgekocht und ins Gehege gelegt.
    Gerade im Hochsommer nach einen warmen regen kann ich beobachten wie die SK sich regelrecht auf die Knochen stürzen.

    LG
    Marcel


  2. Eierschalen eignen sich nur sehr bedingt als Calciumergänzung. Ein vorangegangener Beitrag in unserer Serie hat diese Frage ausführlich thematisiert. Bitte schauen Sie dort mal vorbei.
    Viele Grüße
    LP


  3. Ich wollte fragen wie das ist betreffend Calcium ob man den Schildkröten auch Eierschalen (von gekochten Eiern) geben kann.

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